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Michaelnbach
Pastoralgeschichte |
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Zuordnungsversuche einer ersten Kirche in der Pfarre |
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4.1. Zusammenfassung bisheriger Darstellungen |
An den bisherigen Darstellungen muss man
feststellen, dass sie teilweise dieselben Überlieferungen tradieren und sehr
stark voneinander abhängig sind. Besonders die Theorie der Mönchsgründung ist
aus den Ortsnamen Zelli und Minithal entstanden. Allein die zwar dürfte
Beschreibung, aber vielleicht interessant, weil sie ohne besonderem
historischen Forschungsinteresse verfasst worden war, ist diejenige von Pfarrer
Wolfgang Sumer. Interessanterweise kommen bei ihm Mönche nicht einmal vor. Er
beschreibt Michaelnbach als Weltpriesterpfarre. Daher dürften die Ableitungen
von Mönchsbesiedelungen eher dem Zeitgeist entspringen, wo man auch Interesse
daran hatte, Orte irgendwie sehr früh zu belegen. Dabei lassen die
Rahmenbedingungen diese „Mönchsspekulationen sicher zu“, keine aber kann meines
Erachtens als zwingender Beweis gelten. Daher wird es wichtig sein, nachher
auch noch einige kritische Gedanken ins Spiel zu bringen. Nun aber zu den
einzelnen Beschreibungen: |
Pfarrer Wolfgang Sumer 1810 [25] |
Diese Beschreibung Pfarrer Sumers folgt
irgendeiner Pflicht, weil er im Antwort-Stil auf Fragen eingeht. Er scheint auf
Geschichtsfragen nicht wirklich viel Wert gelegen haben. Interessant aber ist
die Herleitung des Namens vom Patrozinum, dem Hl. Michael: |
„Die Pfarr heißt Michaelnbach. Sie hat ihren
Namen von der Quelle, die neben dem Kirchof enspringt, und so groß ist, dass
wir an der Stelle eine Mülle mit einem Gang treiben könnte. Da nun die Kirche
dem Hl. Michael dediciert ist, so heißt sowohl der Bach, der hinter der Kirche
entspringt, als auch der daselbst gelegene Deich Michaelnbach.“...
„Die Pfarr Michaelnbach besteht seit undenklichen
Zeiten. Die Taufbücher reichen bis 1600 hinauf. Sie war von jeher Weltpriester
Pfarr. Als aber die Grafen Jörgen zu Tollet die Evangelische Lutherische
Religion einzuführen sich alle Mühe geben und der Bauernkrieg ausbrach, wurde
der hiesige Pfarrer vertrieben, oder vielleicht sogar umgebracht. Soviel ist
gewiß, dass der Pfleger zu Peuerbach, der zur Kirchenrechnung nach Michaelnbach
kam, sich nach Weizenkirchen flüchtete, und alldort von den Bauern
todtgeschlagen wurde. Er liegt zu Weitzenkirchen begraben. Von diser Zeit an
waren Pastoren in Michaelnbach. Der letzte Pastor anno 1620 war Friedrikus
Jakobi. Nach ihm wurde ann 1628 Pater Jakob Winkelhofer ein Klostergeistlicher
als Vicarius provisorio modo hieher gesetzt, bis endlich nach vollkommen
hergestellter Ruhe Adam Welti ein Weltgeistlicher als Pfarrer eingesetzt, und
zu Passau investiert wurde. Der Pfarrhof war vorhin ganz hölzern, und wurde um
das Jahr 1704 im Bayrischen Succesions-Krieg 7 Mal rein ausgeplündert. Anno
1756 wurde das Vorhaus, die Mayrstube, und Küche gemauert. Auf dem Tode des
Jakob Hödl meines Vorfahrens....“ |
Johann Meindl: Festrede „300 Jahre Markt Waizenkirchen“ 1893 |
Johann Meindl, der Reichersberger
Augustiner Chorherr bezieht sich auf die Mondsseer Urkunde, wo ein Michilinpach
als Gebietsabgreznung dient. Sein Ursprung in der heutigen Ortschaft Celli
kommt ihm entgegen und bestätigt seine Einbindung des Ursprungs in eine
Mondseer Gründung um 748. Auch der Ortsname Minithal als Mönchstal passt ihm in
diesem Rahmen. So haben Mönche auch „dort das Kreuz“ errichtet. Nach seinem
Dafürhalten waren Mönche, die das Kloster verlassen hatten, die ersten
Seelsorger von Michaelnbach. Diese nahmen dann die Erstgründung nach ihrem
Hauptpatron, dem Michael vor und Waizenkirchen als Filiale erhielt den Hl.
Petrus. [26] |
Martin Kurz: |
Kurz betrachtet als Ausgangspunkt der
Kirchengründung ein inzwischen untergegangenes Kloster von Schönau bei Wallern.
Die nachrupertinische Missionstätigkiet, soll diesen Stützpunkt errichtet
haben. Es waren häufig St.Peter Kirchenpatrozinien [27]. Waizenkirchen gehe nach ihm auf ein frühes St. Peter
Missionskirchlein zurück, welches später Waizenkirchen genannt wird. Nach der
Zerstörung von Schönau habe das Stift Mondsee sich um das Missionsland
angenommen. Raab und Zell waren 740 von Mondsee ergriffen worden und
behaupteten sich bis in 10.Jahrhundert. Diese (mit dem Kirchenpatron Hl.
Michael) sollten dann auch in der Nähe des Minithals, das alte Pfarrhaus wäre
der Wohnsitz gewesen, das St. Michaelsgotteshaus hier vor Ort. Der Ortsname
Minithal kommt vom Mönchtal. Die Ortsbezeichnung Zelli hingegen leitet er
glaubwürdig aus einer slawischen Abwandlung her. [28] Erst ab der Einführung des Pfarreisystems sei Michaelnbach in
Beziehung mit Mondsee gestanden. Die Kirche sei auch nach seinem Dafürhalten
alte Missions-Taufkapelle gewesen, die zur Besiedelung des Ortes mit
beigetragen habe. |
Dr. Zeiger: Von Hausruck bis Inn, 1996 |
Er vermutet auch eine Mönchsgründung im
Zusammenhang mit der Mondseer Urkunde, aus der er den Ortsnamen vom „großen
Bach“ herleitet. Im Grunde folgt er der Theorie von Meindl, den er auch
erwähnt. Er verweist auf die Vermutung auf eine Taufkapelle in der Nähe des
Teiches. Nur dass er Michelnbach Waizenkirchen als obere Zuständigkeit zuweist. [29] |
Erzählung – Hörensagen |
Vom „Allgemeingut“ wird immer von einer
Mönchsgründung gesprochen. Man nimmt auch eine Taufstelle am jetzt zugeschütteten
Teich an, der früher noch im Besitz der Pfarre stand. Oft ist aber auch von
einer ersten Kirche im Minital die Rede, wozu es nicht einmal einen
Anhaltspunkt gibt. Teilweise wird darauf aber hartnäckig beharrt. Im
Kirchendachboden befindet sich ein großes Kreuz, welches an der
Friedhofskapellenwand seinen Ort hatte, welches man der früheren
Missionsstation zuordnet. Dafür gibt es aber keine gesicherten Hinweise. Die
Herleitung des Namens vom „großen Bach“ findet immer wieder einmal Gehör. Sie dürfte
aber aus diesem 1996 erschienen Heimatbuch stammen, zum Teil von der Aussage
von Prälat Meindl und dann noch von Strnadt [30], dem Peuerbacher Geschichtsschreiber. |
Zusammenfassung von Pfarrer Florian Wimmer: |
Florian Wimmer war ein historisch sehr
interessierter und auch belesener Mensch. Da er sehr lange Pfarrer von
Michaelnbach war, kommt seinen Aufzeichnungen auf einem Notizblatt bestimmt
entsprechende Bedeutung zu: |
„Vor 1200 Jahren, nach 740, errichteten Benediktinermönche
aus Mondsee eine Missionstaufkapelle an einem Teich. Sie werden oft von Schönau
durch das Tal vom Osten herübergewandert sein, Miinithal (Mönchstal) nannte man
das Tal. Nach der Zerstörung des Klosters Schönau durch die Magyaren im 10.
Jahrhundert nahm sich Mondsee des Gebietes an und errichtete in Minithal ein
St. Michel Gotteshaus. Von einer Pfarrzugehörigkeit ist noch lange nicht die
Rede. Das Pfarreisytem wurde erst im 11. Jahrhundert eingeführt. 1130 wird
Michaelnbach – soweit es bis jetzt bekannt ist – zum ersten Mal in einer
Urkunde genannt. Der erste Kirchenbau geht also in diese Zeit zurück. 1235
erscheint Michaelnbach als Zweigstelle von Peuerbach. In Fortsetzung der alten
Missionsstation war in Minithal eine „Wimm“ (= Widum, Haus des Pfarrers) des
Pfarrers von Peuerbach. Hier hatten die von Peuerbach ausreitenden Pfarrer auf
Tage oder Wochen Absteigquartier. Wann die bis jetzt bestehende Pfarrkirche
erbaut worden ist, kann nur aus dem spätgotischen Baustil erschlossen werden
(1480-1490). Um 1403 hatte Michaelnbach bereits einen eigenen Pfarrbezirk.“ [31] |
Diese Zusammenstellung bietet im
Wesentlichen nichts Neues, nur ist sie insofern von Bedeutung, dass sie die
Meinung und Einschätzung von Pfarrer Wimmer wiedergibt, der sich im Lauf der
Zeit bestimmt auch einige Kompetenz diesbezüglich angeeignet hat. |
4.2.Der Mythos von den Mönchen |
Natürlich kann alles so gewesen sein,
wie man es vermutet, dass Mönche das Land mit Fleiß und Glaubenseifer fruchtbar
gemacht haben und durch ihre Rodungstätigkeit eine erste Ansiedelung ermöglicht
hatten. Doch diese Vorstellung wäre zu schön. als dass man sie so „glatt“ und
gesichert annehmen müsste. Er betont, dass ich Heimatbücher, Festschriften und
sogar einschlägige Darstellungen die pfarrliche Entwicklung zu einfach und
schematisch vorgestellt hatten. Zinnhobler [32], der Linzer Diözesanhistoriker betont, dass die Wirklichkeit viel
komplizierter war. Erst im 11. Jahrhundert begann eine gewisse systematische
Durchorganisation der Pfarren in der damaligen Diözese Passau. Daher möchte ich
auch „Gegengedanken“ formulieren, für diese Zeit, die nicht so schematisch
vereinfacht zu betrachten ist. |
Und wenn die Mönche erfunden sind?
Die Kraft eines Mythos: |
Der Kunst eines Mythos liegt darin, dass
er Worte in eine Geschichte zusammenfasst, die viele Fragen beantwortet und dem
Bedürfnis nach Erklärung entgegenkommt. Dabei nährt sich die Erklärung recht
stark von dem, wie man es sich am schönsten vorstellt, dass es sei oder gewesen
sein könnte. Ein Mythos ist nicht dazu da, historische Wahrheiten ans Licht zu
bringen, sondern Wahrheiten, mit denen man gut leben kann. Mythen sollen dem
Leben gut tun und es gibt bekanntlich auch andere Wahrheiten, die dies nicht tun, sondern die schmerzen. Doch solche will ich auch nicht schaffen.
Es klingt schon recht schön, wenn man am
Doktorberg oben steht und in das schöne Minithal hinunterblickt und sich dann
eine Schar fleißiger Mönchlein vorstellt, die da mit Hacke und Schaufel den
Boden fruchtbar machen oder die mit einer Sichel goldene Ähren abschneiden und
sich zum Gebetsläuten der Glocke an einem kleinen Holzkirchlein fromm hinknien.
Ja wie ein großes Ameisenvolk haben sie zur Ehre Gottes den Minithalbach ein
Bett gegraben, damit es die Taufkapelle an der Mündung in den Micheln – den
„großen“ Bach besser speist. Nebenbei haben sie eine Mühle errichtet, um die
Hungrigen Bauern nach Christenpflicht besser mit der Gottesgabe des Brotes
versorgen zu können. Ja, dort geht es ihnen jetzt gut, diesen etwas
ungehorsamen Mönchlein, die mit dem neuen Abt in Mondsee nicht zufrieden waren.
Ja und weil es so schön passt, haben sie zur Michaelskirche am „großen“ Bach
auch weiter unten an der Schach (im Vergleich dazu der „kleine?“ – oder der
„noch größere“ Bach) auch noch eine Seelsorgstelle zum Hl. Petrus gegründet.
Ja, das passt wirklich alles gut zusammen und Michaelnbach freut sich, weil
alles so schön und harmonisch ist. |
Gegenmythos: Michaelnbach als „Eigenkirche“
eines Adelsgeschlechtes das sich einen Namen machen will |
Könnte es aber nicht zumindest theoretisch
auch sein, dass ein Adeliger in Michalenbach, wie immer auch anderswo es damals
üblich war, sich eine Kirche errichtet hat? Zum Teil gehört das einfach zu
seinem religiösen Bedürfnis dazu und andernteils ist es auch eine Sache von
Prestige, eine gute Gelegenheit, sich einen Namen zu machen. Es wäre nicht
undenkbar, dass dieses Geschlecht, welches in Michalenbach ansässig war,
welches dabei war, sich zu etablieren eine erste Kirche gleich neben ihrem
Stammsitz gebaut hatte. Wenn dieses Schirmergut im Teich, der als Taufteich
bezeichnet wurde, seinen Sitz hatte, wäre es logisch, dass die erste
Vorgängerkirche Teil ihres Sitzes war. Es ließe sich aus der räumlich großen
Nähe zum jeztigen Anwesen Schörgendorfer gut erklären. Die Kirche in Wödling,
welche heute irgendwo recht zusammenhanglos dasteht, dürfte ja auch eine solche
Eigenkirche gewesen sein. Denn nicht umsonst hätte sich damals eine dort
ansässiger Adeliger als „Chunrat von der Chapelln“ bezeichnet. Oder der heutige
Pfarrname von Hofkirchen leitet sich auch von einer Kirche am Hof, das heißt
einer Kirche ab, die zu einem adeligen „Hof“ gehörig war.
[33] Damit meine Darstellung aber nicht reine Phantasie bleibt, die genauso wenig
oder viel Bedeutung hat, wie die Mönchstheorie, möchte ich die Fakten
aufzeigen, die diesen Gedanken vielleicht gar nicht so unverwerflich machen.
Zur Genaueren Betrachtung dieser Theorie wenden wir uns den Edelsitzen von
Michaelnbach zu. Als gute Zusammenfassung dieser im heutigen Pfarrgebiet können
wir mit gutem Grund auf die Chronik von Martin Kurz zurückgreifen. Er behandelt
diese in folgender Abhandlung, die als Gesamtes im folgenden Punkt 4.3. eingefügt
sei: |
4.3.Edelsitze im Pfarrgebiete: |
Edelsitz in Michelnbach: Struben – Natternbach – Michelnbach
- Schifer |
In Struben bei
Ellenbrechtskirchen in Baiern war ein ferneres Geschecht ansäßig, welches
nachmals bei verschiedenen Adeligen in das Ministerialineverhältnis [35] getreten
ist. Von einem der beiden Engelprecht und Otto von Struben stammen 3 Brüder
Ott, Ulrich und Engelprecht ab, welche nach verschiedenen neuen Besitzungen auch
andere Namen angenommen haben. So bezeichnete sich Otto als „de Nordernbach“,
später verkürzt und umgestaltet in Natternbach urkundl. 1161. Ulrich benannte
sich von Michelnpach, urkundlich 1161 und Engelprecht behielt die Bezeichnung
de Struben bei, ohne spezielle hiesige Besitzungen aufzuweisen. Die
Natternbacher Linie erhielt einen Seitenzweig in den sogenannten Schifern,
welche die Natternbacher schließlich beerbten und den Namen bis gegen unsere
Tage herauf fortsetzten. Von diesem Geschlechte hat ein Rudolf Schifer um 1320
in Eferding ein berühmtes Armenstift [36] gemacht, welches als sogenanntes Schiferssches Erbstift
großartigen Segen in einer weiten Gegend verbreitete. Zweck dieser Abhandlung
kann es nur sein, jenen Zweig der Struben-Natternbacher zu behandeln, der sich
in Michelnbach ansäßig gemacht hatte. Das hiesige Geschlecht ist in 9 Namen bekannt,
die sich in folgender Weise nachweisen lassen: |
Reinoldus de Michilpach, ca. 1150-1160 (Reinhold) |
Die Vereinbarung
des Klosters St. Nikola bei Passau, welches um Grieskirchen festen Fuß gefaßt
hatte, und insbesonders ein Gut in Lietheim betraf, das Pilgrim und Gertrudis
von Schmiding zum lebenslänglichen Genusse überkommen hatten, bezeugen Pfarrer
Chunrad von Grieskirchen und Reinoldus von Michilbach. U.B.I-569. In der
Strubener Genealogie wird nur ein Reinold eigens geführt. Wir werden kaum
fehlgehen, wenn wir in Reinold den Vertreter der ursprünglich mit Michelbach
ansäßigen freien Familien sehen, von welchen dann der Besitz durch Anheirat und
Aussterben an die Linie Ulrich von Struben gekommen ist, der sich bald von
Michelnbach benannt hat und so der Stammvater einer neuen Linie geworden ist.
(Regesten 2). Vielleicht gehört der urkundlich genannte Marchard (Regeste 1 –
1130) auch der Familie an, welcher Reinhold entstammte. |
Udalrich von Michelnbach 1161, 1178 |
Im Jahr 1161
bezeugen in der Reihe der Schauenbergischen Ministerialen Odelrich von
Michelnpach, Otto von Michelnbach den Tauschvertag des Abtes Gebhard von
Wilhering mit Otagger von Sulzbach und 1178 bezeugen Ulrich von Michelnbach,
Otto von Nordernbach und Engilbrecht von Struben den Vergleich der Brüder
Heinrich und Gebhart von Schauenberg mit dem Kloster Kremsmünster wegen Güter
zu Leobenbach (Leombach). Strnadt, Peuerbach S.175f. Als Ulrich von Nadenberg
bezeugt er c. 1190 die Übergabe Udalschalk vonPazrichesdorf an St. Nikola,
ebenso 1190 die Stiftung Adelbrands mit dem Gute Erlesdorf nach St. Nikola,
weiters gibt er für sich und seine Eltern als Seelgerät [37] nach St. Nikola 2 Güter in Arnpach und 1 Acker in Ttzling für seine Ehegattin
und andere Zuwendungen an St. Nikola (der Tamberger, Strazheimer und Hartheimer)
bezeugen die Vergebung Engelbrechts von Blankenberg nach St. Nikola c. 1190,
weiters die Spende Sibotors von Prambach, ja gibt selbst schließlich c. 1200 1
Acker in Muzenwinkel, 1 Acker in Tuzelingen, 3 Hofstätten in Arenbach und 1 Gut
in Eskertownowe [38] an
St. Nikola. Er kommt auch noch mit Engilbert von Nordirnbach in der Tradition
Ekkerichs von Hugenberg als Zeuge vor (1210). Strnadt, Peuerbach 176f.
Wir treffen also
den Udalrich von Michelnbach sowohl mit heimatlichen Boden in Natternbach, wie
auf der neuen Besitzung um Michelnbach an. Freilich sind wir bei den letzten
Vergebungen nicht sicher, ob es sich nicht doch um den Sohn Ottos von
Nordernbach, also um Udalrich II handelt, der als solcher vorher 1217 genannt
ist. Die wechselweise Nennung nach den verschiedenen Besitzungen für eine und
dieselbe Person war vielfach eine Sitte (ev. Unsitte) jener Zeit und macht die
heutige Forschung oft schwer. Eine reelle Unmöglichkeit, daß der Ulrich von
Nordernbach-Michelnpach vom Jahr 1161 nicht eine Person mit Ulrich von Nordernbach
vom Jahr 1217 sein könnte, liegt aber nicht vor, wenn man bis zu einem Alter
von 80 Jahren ginge, was gewiß auch vorkam. Vgl. hierüber die Regesten 3,4, u.
5. Es gab aber auch einen niedröstereichischen Ulrich von Michelpach 1130. |
Otacher und Heinrich von Michilnbach 1200 |
Geserter von
Reinpach vergabt seinen Hilden Gerard zum 5ww Jahreszinse nach St. Nikola .
Zeugen: Otacher und Heinrich von Michelnbach. Vgl. Regese 6. Weitere
Nachrichten ergeben sich bislang noch nicht aus bekannten Urkunden, im übrigen
dürften Ottoacher und Heinrich noch jugendlich gewesen sein. |
Dietmar von Micheinbach 1207 |
Der den
Teilungsvertrag über er. Nachkommenschaft des Ehepaares Ernst von Traun und
alheit von Pchl (zwischen Österreich und Würzburg) bezeugende Dietmar von
Michelnbach erscheint auch noch in jungen Jahren gestanden zu sein, weil der
nächste Zeuge Otto v Kor als Junior bezeichnet wird. U.B:II-509, siehe Regeste
7. |
Gerungh von Michelnpach 1303 |
Nach langem
Intervalle von 96 Jahren, das durch die Jugend Dietmars von Michelnbach a 1207
und des höheren Alter des nächsten Zeugen zu erklären ist erscheint als
Besitzer v. Michelnbach ein gewisser Gerungh a 1303 sogar 2 Mal auf in
Gütertransaktionen Philipp von Kehlheims an Ulrich von Weidenholz über Güter zu
St. Marienkirchen und Furt. |
Meinhart I. von Michelnbach 1348 (U.B:VII-87 – Reg.85) |
Strnadt, Peuerbach
S.214 nennt Meinhart von Michelnbach als genannt im Jahr 1348 ein einer
Eferdinger Urkunde, ohne irgend eine Sachregeste zu geben. Vielleicht gelingt
es, den eigentlichen Gegenstand zu eruieren und zwar: Mangrath Gattin Sigharts
des Salfentobler erklärt einen ihr von Peter von Leobenstein über den Hof in
Perg i. Pf. Gramastetten ausgestellten Brief für ungültig. Zeuge Oheim Meinhart
d. Michelnpeckh. |
Leutlein der Michelpeck a 1366 |
Letzterer ist
genannt in einen Urfeldbrief der Wysinger an Eberhart von Wallern und zwar in
Verein mit hiesigen Zeugen. Regeste 82. Notitzblatt der Akademie der
Wissenschaften 1854, S.386f. |
Meinhart II. v. Michelnbach 1379 |
Ein Meinhart der
Michelpeckh ist genannt in einer Urkunde Ulrich Peuergner. Richters in Neumarkt
an Jürgen v. Wallsee i. J. 1379 (Regeste 33). Nachdem zwischen 1348 und 1379
ein Bertlein der Michelpeckh a 1366 vorkommt, dürfte es sich um einen Meinhart
II v. Michelnbach handeln. |
Es ist selten der
Fall. daß von einem gewöhnlichen Landedelsitze 8 oder 9 Generationen
aufgewiesen werden können, wenngleich viel wünschenswertes über Familienbeziehungen
und dergleichen nicht bekannt ist. Um 1370 wurde der Edelsitz wahrscheinlich
aufgelöst. Teile wie die Taferne handelsweise von Hand zu Hand gegeben, wie die
Urkunden von J. 1449 u. 1454 (Regesten 39 u. 41) beweisen. Das gewöhnliche
Obereigentum des Edelsitzbestandes riß die Herrschaft Peuerbach an sich, wie der
Befund v. j. 1593 (Regeste 58) zeigt und kam dann an die Herrschaft Aistershaim
(1662). Regeste 69 zeigt den ganzen Complex in voller Deutlichkeit.
Wahrscheinlich waren aber die freien Eigenen von Gahen 1371 schon der Edelsitz
Michelnbach. Nach Überlieferung des Volkes stand der Edelsitz am Bache in dem
sog.....[39] Ein
Bild und nähere Beschreibungen sind nicht auf uns überliefert worden. Die
Michelnbacher verschwanden im Bürger und Bauernaufstande der Gegend. An die alte
Ortsherrschaft gemahnen die Bezeichnungen Taferne. |
Edelsitz in Grub |
Im Orte Grub, auch
Grueb geschrieben bestand ebenfalls ein kleiner Landsitz, von dessen Inhabern
aber nur 2 Generationen angegeben werden können: 1. Sighart v. Grueb 1308,
Regeste 18, und 2. Andre der Gruber 1369, Regeste 26. Beide dürften zueinander
im Verhältnisse Großvater und Enkel gestanden sein. Eine besondere lokale
Bedeutung hat die Familie nie ergriffen. Der Edelsitz kam noch vor 1400,
wahrscheinlich schon 1370 an die Herrschaft Peuerbach, erscheint daselbst 1593
mit voller Deutlichkeit auf und war 1662 Bestand der Herrschaft Aistersheim.
Beim Edelsitze war ebenfalls eine Taferne, 1619 in den Pfarrmatriken genannt.
Der dortige Landarztsitz ist eine Errungenschaft des Ortes aus dem 17.Jdt. |
6.3. Edelsitz in Furth: |
In der Ortschaft
Furt war ebenfalls ein kleiner Landsitz. Zum selben fehlen die diesbezüglichen
lokalen Überlieferungen fast gänzlich. Aber da Furth in d. Pf. Grieskirchen nie
eine Taferne hatte, Furth in d. Pfarre Pötting richtig Fürth oder Höhe heißt,
ist wohl das hiesige Furth als ehemaliger Edelsitz anzusehen. Von den Inhabern
sind zu verzeichen: (1) Ekkehart v. furth (Vurt) 1200, Regeste 10, (2)
Heinrich von Furt. (oder Wert) 1250+ (Regeste 13 u. 14) Letzterer wurde salzburgischer
Ministeriale, der einen Teil seines Stammbesitzes an Wilhering verliehen hatte
und dort c. 1250 beerdigt wurde. (3) Ottokar v. Furt 1280 u. 1316 (Regeste 16).
Ob einst die Herrn v. Staufenberg (und Staufmark) Furter mit anderen Namen
sind, kann nur vermutungsweise ausgesprochen werden. Im J. 1371 gehörten 2
Eigen zur Herrschaft Schaunberg, im Jahr 1593 erscheint Furt gar nicht auf,
aber 1633 u. 1662 ist Furt samt Taverne als zum Bestand der Herrschaft
Aistersheim gehörig genannt. |
Pfarrhof Minithal |
Wegen Eintragung
des Pfarrhofes Minithal unter die landtäflichen Güter hat auch der Pfarrhof
irgendwie den Charakter eines Edelsitzes angenommen. Der Pfarrhof war, wie
schon angegeben, alter Mönchssitz der Mondseer Mission, kam als solcher an die
Pfarre Peuerbach und wurde zu hiesigen Seelsorgsezwecken an das Vikariat
Michelnbach gegeben. die Baulichkeiten sind unter Seelsorgewesen behandelt. Der
heutige Pfarrhof stammt im Wohngebäude aus dem Jahr 1700, die Wirtschaftsgebäude
sind aus etwa 1730 und später. Die Landtafel verzeichnet im Jahr 1896 die
Gesamtfläche [40] des
Pfarrhofes mit 19.7467 Hektar. [Kirchenvermögen, Grundsteuer u. zahlreiche
ähnliche Werte sind nicht übertragen!] |
4.4.Mögliche Variante: Michaelnbach als Eigenkirche der Schirmer |
Rudolf Zinnhobler zu den Anfängen pfarrlicher Organisation |
Die pfarrliche Organisation der Diözese
Linz, wie sie 1783/85 geschaffen wurde, geht im Wesentlichen auf die Bischöfe
Altmann (1065-1091), Urlich I, Reginmar und Reginbert (1138-1147) von Passau im
11. und 12. Jahrhundert zurück. Wenn es auch Heimatbücher und sogar bisweiligen
einschlägige Abhandlungen von Forschern, wie etwa Ferihumer so schreiben, kann
man dennoch vorher nicht von einem Pfarrnetz im Sinne von Urpfarren und
Filialen sprechen. Diese Darstellung der ersten Zeit war viel komplizierter und
kann nicht in derartig „vereinfachter und schematischen Darstellung“ gedacht
werden. [41] Er differenziert für diese Zeit bis zum 11. Jahrhundert in eine Entwicklung in
3 Etappen, die nicht hintereinander, sondern zeitlich unterschiedlich erfolgt
war. (1) Sicher gab es die am römischen Recht orientierte Form der Taufkirchen
mit ihren dazugehörigen Filialen. Für unseren Ort käme da die Pfarre
Taufkirchen an der Trattnach in Frage. (2) Es gab aber ganz daneben auch die
sogenannten Eigenkirchen, wie etwa bei Taufkirchen an der Pram auch ein
Hofkirchen auftritt, wo urkundlich das Taufrecht genauso zu erkennen ist.
Dieser Name verweist auf die Zugehörigkeit der Kirche zu einem Adelshaus, einem
„Hof“. Diese waren rechtlich gesehen dem germanisch geprägten Eigenkirchenwesen
entsprungen. Sie lassen sich auch kaum organisch in das Taufkirchenwesen
einordnen. Vielmehr entstand zunächst für die Menschen um „den Hof herum“ und
dann auch für diejenigen welche durch das Zehentwesen zugeordnet waren bzw.
jenen, die sich in diesen so entstandenen Sprengeln angesiedelt hatten [42].
Adelige mit ihren Eigenkirchen waren dann durchaus „ortsbilden“, wie ich es
bezeichnen möchte. Diese Möglichkeit, eine Kirche zu bauen und einen Seelsorger
zu bestellen und zu besolden schaffte eine schnelle Ausbreitung des
Christlichen. Denn es waren dann nicht unbedingt Mönche oder Missionare, die
Kirchen errichteten, vgl. in den Kapiteln vorher der Hl. Rupert von Salzburg,
sondern jeder, der den Willen und die Möglichkeit dazu besaß konnte dies. Es
muss dann natürlich auch in Erwägung gezogen werden, dass ein Kirchenbau nicht
unbedingt immer aus rein religiösen Gründen erfolgt war, sondern auch
machtpolitische und Prestige-Bedeutung hatte. Dafür spricht auch die Tatsache,
dass sich ein Adeliger, wie in der Nähe der jetzigen Filialkirche von
Niederwödling gleich als „Chunrad bei der Chapelln“ bezeichnet hatte. Gerade
diese Kirche mit den wenigen Häusern rundherum war in der Geschichte kaum
einmal von einer „echten Notwendigkeit“ für die Bewohner. Auch wäre das Gebiet
rundherum zu klein gewesen, dort eine eigene Pfarre zu gründen. Laut einer
kleinen Wödlinger Kirchengeschichte gab es dort zwar schon einmal das
Begräbnisrecht, aber nie eine umfassende Seelsorge.
Ein deutliches Zeichen vieler
ursprünglicher Eigenkirchen dokumentieren viele Ortsnamen, in denen die Bindung
des Namens des Stifter Adeligen noch enthalten ist, wie etwa Waizenkirchen
(Kirche des Watzo). Die vorher genannten pfarrlichen Kirchen waren natürlich
auch noch nicht im heutigen Sinn einer Pfarre zu betrachten, sondern als
bischöfliche Eigenkirchen in Ähnlichkeit mit denen der Adeligen. Die späteren
Probleme im sogenannten Investiturstreit (vgl. Beschreibung vorher) weisen ja
darauf hin, dass die Kirchengründungen sehr viel mit der Macht- und
Prestigefrage verknüpft waren. Zinnhobler [43] meint auch, dass Zuordnungen zu Mutterpfarren oft keine tatsächlichen,
historisch feststellbare Zusammenhänge sichtbar machen können, sondern eher dem
optischen Verlangen eines Zuordnungswunsches im Nachhinein gemacht wurden. (3) Das wachsende Bestreben der
Bischöfe, die kirchliche Organisation zu vereinheitlichen und die Bestellung
der Seelsorger oft der Willkür der Kirchenbesitzer zu überlassen konnte nur
schrittweise erfolgen. So wurde nicht selten neben eine bereits bestehende
Eigenkirche eine bischöfliche Kirche hingestellt, die dann allmählich die
pfarrlichen Funktionen übernommen hatte. Oft fidnet sich dann als Patrozinium
der Hl. Stephan als Patron der Domkirche zu Passau. Aber nicht nur Eigenkirchen
der Adeligen, sondern auch Klosterkirchen erhielten oft eine solche
„Konkurrenzkirche“, wie es bei Mondsee ersichtlich ist, , wo neben der
Stiftskirche die bischöfliche St. Stephanskirche errichtet worden war.
Zinnhobler meint, man könne am ehesten von „Seelsorgsmittelpunkten“ bzw. von Pfarren
„älterer und jüngerer Ordnung“ sprechen, wenn man der Komplexität gerecht
werden will. [44] |
Einordnung Michaelnbachs nach Zinnhobler: |
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In seinem anderen Werk „Beiträge zur Geschichte der kirchlichen
Organisation in Oberösterreich“, Linz 1970, zusammen mit Margit Lengauer führt
er Michaelnbach in den LM [45] 13.-14. Jhdt., in den KM [46] von 1429, in den SM[47] von 1476, in den EM [48] 1633/43, sowie in den CA [49] von 1689 als Pfarre und nicht als Vikariat [50]. Die heutigen Pfarren Neukirchen am Wald, welche als wirkliche
Gründung von Peuerbach gesehen werden kann, erscheint in dieser Liste überhaupt
nicht. |
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Demnach ist auch von der Möglichkeit auszugehen, dass Michaelnbach als
Pfarre älter ist, als es vielfach angenommen wird. Die Tatsache, dass Kurz eine
Zahlung von Seiten Michaelnbachs an Peuerbach feststellt, kann auch so gewertet
werden, dass die Abhängigkeit erst in späteren Zeiten eingetreten war. Es
könnte durchaus auch mit grundherrschaftlichen Fragen in Verbindung gebracht
werden, dass durch den Niedergang des in Michaelnbach ansässigen Edel
Geschlechtes ihre Eigenkirche an andere Grundherrschaften gefallen ist und
schließlich einmal Peuerbach zugeordnet wurde und die Kirche dann später an die
dortige Pfarre in gewisser rechtlicher Form „gebunden“ wurde. In einer Beschreibung der kirchlichen
Struktur, wo das Archidaikonat bzw. Dekanat Lorch im 13. Jahrhundert auf einer
Karte dargestellt ist, zählt Zinnhobler „Michaelnbach“ ausdrücklich zu den
„alten Pfarren“. [51] Es könnte also angenommen werden, dass
der Ort Michaelnbach zur Zeit des ansässigen Geschlechtes im Vergleich zu den
umliegenden Orten heute größer sowohl an der Zahl der Bewohner, wie auch an
Bedeutung gewesen sein mag. Wenn man die Forschungen richtig annimmt, dass
dieser Edelmann von der Nordernbacherlinie stammte – letztends von den
Strudenern, dann war er auf jeden Fall einer, der sich gerade „seinen Platz“
suchte. Im Wunsch nach einem Ausbau seiner Bedeutung wäre ein Kirchenbau
bestimmt ein gutes Mittel zum Zweck. Daher muss in die Überlegungen die
theoretische Annahme einer Eigenkirche als Kirchengründung in die Überlegungen
einbezogen werden. |
Weiter Fragen der Klärung |
Für die Überprüfung dieser Annahme
spricht sicher der enge Zusammenhang von Grundnachbarschaft mit dem Grundstück
des ehemaligen Taufteiches, wie angenommen wird. War dort tatsächlich das Gut
der Schirmer, dann würde die jetzige St. Michaelskirche einmal die zum Haus
gehörige Eigenkirche gewesen sein. Hier würde ein Prüfung der zugehörigen
Grundstücke von den Kirchenpfründen eventuell Rückschlüsse ziehen lassen:
Gehörten diese einmal zum Edelsitz? Wo lag der 1700 erwähnte Flurname
„Quanten“. Die Qauanten leitet sich vom lateinischen „quadratischen Feld [52]“
ab, das im Ortszentrum zu suchen war. Es war sozusagen eher das zentrale und
beste Feld des Ortes. Man könnte annehmen, dass dieses einmal zum Edelsitz
gehört haben mag. Wäre das Feld im Anschluss an den früheren Teich jenes mit
dieser Flurbezeichnung, dann könnte man den Zusammenhang als weiteres
bestätigendes Element erachten. Ins Gewischt fallen würde auch noch, wenn dies
ein expliziter Kirchen- und nicht Pfarrhofpfrund wäre. Dann wäre ein Teil des
Grundes vom ursprünglichen Besitzer bei der Kirche erhalten geblieben. Es wäre
einer Prüfung wert. |
4.5.Kirchenpatrozinien und Filialen in der Umgebung |
Um diese Bewegungen des „Hin und Her“ von
Zugehörigkeiten von Kirchen und Filialen etwas im „Gesamt“ in den Blick zu
bekommen ist es sinnvoll, einmal die in der Karte eingetragenen „alten“ Pfarren
etwas genauer zu betrachten. Die Angaben entnehme ich „Austria Sacra“, Die
Seelsorgestationen der Diözese Linz [53]: Bei diesem Werk muss natürlich im Hintergrund
behalten werden, wie oben schon auf Zinnhobler verwiesen wurde, dass diese
Systematisierung sich gewissermaßen auch „schuldig macht“, zu sehr nach
„optischen“ Gründen Systematisierungen in Abhängigkeit von Filialen und
Mutterkirchen vorzunehmen. Ein aufzeigen der Fülle an Seelsorgstationen kann
aber bestimmt von Interesse sein. Gerade die Patrozinien lassen vielleicht
manche Schlüsse zu, die von Interesse sein können. |
Kirche -
Ort |
Filialien
(gegenwärtig, früher) |
St. Marienkirchen an der Polsenz |
Maria Himmelfahrt Altpfarre, früher
Fil. v. Eferding; Patron: einst Passau Bischof; um 1800 Stift St. Florian |
Krenglbach: Stefan vom späteren 16Jh. bis 1721
Unterfreindorf,
Kap. Hl. Jakob, anfang 15 jh, 1720 abgetragen.
Wallern: Stefan
vom späteren 16 Jh. bis 1721 |
|
Wallern an der Trattnach |
einst Hl. Stefan [54] (bis 1784)
ab 1784 Florian; 9. Jh. Filiale v. Krenglbach; 2. Hälfte
16. Jh. Filiale von St. Marienkirchen;
Patronat: einst Bischof v. Passau; 26.8. 1151 Stift St.
Florian |
Breitwiesen, Filia Hl. Ulrich, wahrsch.
13 Jh. erbaut, 1786 abgetragen
Grub: Kap. Alle Heiligen, um 1500 nachweisbar,
1786 gesperrt
Krenglbach: Hl. Stefan, 1400 bis 16. Jh.
und 1721-1784
Haiding: Schlosskapelle (Johannes oder
Anna) 16 Jh. erbaut, 1786 gesperrt;
Parzham, Kap. 1868 erbaut
Schmieding Schlosskapelle, 16. Jh. erb.,
1902-1930 Ordenskap., 1950 aufgel.
Schönau bei Wels: Hl. Petrus bis etwa 1140
Wallern Friedhofskapelle |
|
Waizenkirchen |
Petrus und Paulus
Altpfarre, früher wahrscheinlich Filiale
von Peuerbach;
Zugehörigkeit:
einst Bischof v. Passau, Ende d. Mittelalt. gelegentlich Donaubrückenamt u. Johannesspital
Passau ?; um 1550 Herrschaft Waienholz, um 1640 Bischof v. Passau; 1784
Landesfürst; |
Heiligenberg: Dreifaltigkeit, um 15 Jh.
bis 1778 bzw. 1784
Prambachkirchen: Hl. Margeritha: von ca.
1200 bis 1778
St. Agatha: Hl. Agatha, vom 14.Jh. bis
1778
Waizenk. Anstaltskapelle Schulschwest.
Hl. Herz Jesu
Waizk. Friedhofskapelle
Waizk. Kap. Johannes Nepomuk
Spitalskapelle (Hl. Nikolaus) 1647 erb., 1786 gesp., jetzt Altenheimkap.
Waidenholz:
Schloßkap. vermutl. 14.Jh. erbaut, 1786 gesp.
Benefizium:
Ende 15. Jh. Bruderschaft, 17. Jh. Bischof; 1785 zum Religionsfonds |
|
Peuerbach: |
Hl.
Martin; Diözese;
Patronat:
einst Bischof, um 1600 Herrschaft Peuerb.; 27.2. 1625 Landesfürst; 22.9.1635 Herrschaft
Peuerbach; 3.9.1637 Bischof; 1784 Landesfürst; |
Filiale:
Langenpeuerbach: Kapelle
Michaelnbach: Hl. Michael vom 13. Jh. bis
14. Jh.
Natternbach: Hl. Margeritha: bis um 1200
Peuerbach: Kapelle im Altenheim;
Peuerbach: Bürgerspitalskirche: 1559 gegründet;
1786 gesperrt;
Peuerbach: Kapelle Hl. Kreuz; 1710 erbaut:
1786 gesperrt; später wieder geöffnet;
Peuerbach: Filailki. (einst Hl. Dreifaltigkeit,
Gottemutter, Hl. Erasmus u. Hl. Maria Magdalena, später Unsere Liebe Frau –
Maria Hilf;), 1429/30 erbaut
Peuerbach: Schloßkapelle: 13.Jh. erbaut;
1786 gesperrt;
Peuerbach: Hauskapelle kathol. Wohltätigkeitsverein;
St. Thomas: Hl. Thomas; von etwa 1200 bis
1709;
Steegen: Kapelle im Institut St. Pius (Petrus
u. Paulus)
Waizenkirchen: Petrus u. Paulus, bis ins
12. Jh.
2 Benefizien:
St. Martins: Rudolf der Schifer, 1. Viertel
15.Jh.; 2. Hälfte 16. Jh. Erasmus Benef. vereinigt
St. Barbara: Barbara v. Wallsee? Ende 15
Jh.; 2. Hälfte 16.Jh. mit Erasmus Benefiz. vereinigt
Neubau: Barbara von Wallsee?; Ende 15.Jh.
2. Hälfte 16.Jh. mit Erasmus Benef. vereinigt; |
|
Taufkirchen / Trattnach |
Hl. Martin; Dopelpfarre;
dann 1600 Filiale von Kallham; 1626 Vikariat; 1891 Pfarre;
Patronat: Bischof
v. Passau; 27.2.1625 Landesfürst; 25.6.1636 Herrschaft Erlach; kurze Zeit
später Bischof v. Passau; 1784 Landesfürst; |
Aich, Kap. Maria
Lourd;
Altenhof: Kapelle
Hl. Jakobus im spät 14.Jh. werbaut; 1786 gesperrt; u. abgetr.
Hehenberg:
Filialkirche; Hl. Veit, 15. Jhdt. bis heute.
Hinteraichet:
Filialkirche Hl. Jakobus de. Ältere; 16 Jh. erbaut; 1786 gesperrt
Kallham: Mariä
Himmelfahrt: vom 14. Jh. bis 1600
Keneding: Kap.
1786 gesperrt;
Kesselboden: Kap.
1786 gesperrt:
Kimpling: Filialkirche
Hl. Laurentius v. 15. Jh. bis 1600;
Neumarkt am Hausruck:
Hl. Florian: vom 15. Jh. bis 1600
Pötting: Kreuzauffindung:
vom 15. Jh. bis 1600
Roit: Schloßkapelle:
im Hochmittelalter erbaut; 1786 gesperrt;
Taiskirchen: simon
u. Judas; bis spätes 11. Jh.
Taufkirchen: vorauer
Kap. (Lourd) um 1800 erbaut
Unterstetten:
Hl. Margeritha; im 16 Jh. nachweisbar; 1786 gesperrt u. abgetragen
Wendling: Hl.
Georg: vom Beginn 16.Jh. bis 1600 |
|
Natternbach |
Hl. Margeritha;
früher Filiale v. Peuerbach;
Patronat: einst
Bischof v. Passau; um 1600 Herrschaft Peuerbach, 27.2. 1625
Landesfürst; 22.9.1635 Herrschaft Peuerbach; 3.9.1637 Bischof; 1784 Landesfürst; |
Gaisbuchen: Kap. 1891 erbaut, Unser Liebe
Frau
Hengstberg: Kap. Hl. Kreuz, im 15. Jh.
erbaut, 1786 gesperrt.
Nattbach: Dornetshuber Kapelle, 1845
Nattbach: Lackenberger Kapelle: 1906 erbaut
Nattbach: Ratmeier Kapelle
Nattbach: Schedelberger Kap. 1881 erbaut.
Nattbach: Kap. am Steinweg; Hl. Johannes Nepomuk;
20 Jh. gesperrt;
Neukirchen Wald: Johannes Täufer; 12. Jh.
bis 1778;
Neukirchen Ölbründl Kapelle; 18 Jh. nachweisbar;
wahrscheinl. Ende 18 Jh. gesperrt;
Straß: Filialkirche: Hl. Sixtus – jetzt
St. Sixt; Ende 15. Jh. erbaut, bis 1778
Tal; Kap. 1891 erbaut;
Waldbach: Kap. im 15.Jh. erbaut, 1786 gesperrt;
Waldkirchen am Wesen: Hl. Nikolaus; bis
Anfang 13. Jdt. |
|
Grieskirchen: |
Patronat: Einst Bischof v. Passau; um 1705
Stift St. Nikola Passau; 1803 Herrschaft St. Nikola in Aschach; |
Gallspach: Hl. Bartholmäus, 12. Jh. bis
1343
Allerseelenkapelle; 16 Jh. nachweisb.,
bald nach 1700 abgetragen;
Griesk. Kapelle Hl. Kreuz: Bezirksaltenheim
Grieskirchen Friedhofskapelle
Griesk. Kalvarienbergkap. 1734 erbaut;
bis heute
Griek. Kapelle Mutter Gottes; Kindergarten
Borromäerinnen; 1886 erbaut;
Pfarrhofkapelle
Kap. neb. Pfarrk. (früh. Sebastian; Ende
15.Jh. erb. 1786 gesp.u. profan.; 1824 wied. eröff.
Rainleiten: Kp.Krankenh. – Rektorat
Manglburg:
Kp. Maximilian, Ende 15Jh.erb.18.Jh. aufgel.
Oberwödling; Filialkirche: Hl. Ulrich,
14 Jh. erb. 1786 gesperrt, 1823 eröffnet; Rekt.
Parz, Kap. auf Parzer Berg: Hl. Anna, 1458
erbaut, bis heute
Parz, Schloßkapelle, Hl. Kreuz, 1400 erb.,
1786 gesp., 19Jh.geöffnet, 1940 gesp.
Parz: Kap. Hl. Margeretha
Pollham: Hl. Laurentius, 15. Jh. bis 1784
Schlüsselberg; Schloßkap. Hl. Georg, 1400
bis heute
Schlüsselberg Hl. Ägidius, hier meist Ilg
genannt; Anfang 16Jh., Ende 16Jh. abgetragen;
Tegernbach: Filialkirche Hl. Margeritha:
13 Jh. erb. 1670 gesp. u. abgetragen;
Tollet: Kap. Hl. AnnaTollet: Schloßkap. (sel. Jungfrau Maria) 15 Jh.erb., 1785 vorübergehend gesp.; bis heute
Tolleterau: Kap. Hl. Maximilian, anf. 16Jh.
erbaut, 1786 gesperrt; 1920 neu erbaut
Tratteneck, Schloßkapelle, Maria Geburt,
16 Jh. nachweisbar, um 1850 gesperrt u. abgetragen. |
|
Nachbarpfarren, die nicht als alte Pfarren |
|
Pollham: |
|
Hl. Laurentius; 15.Jh. Filiale von Grieskirchen |
einst Passau; 6.3.1784 Pfarre; Patronat: einst
St. Nikola Passau; 1803 Herrschaft St. Nikola in Aschach; |
Pötting |
|
Kreuzauffindung; 15. Jh.
Filiale von Taufkirchen |
1600 Filiale von Kallham; 21.3. 1763 bzw. 26.7.1769 Vikariat;
1891 Pfarre, Patronat: einst Bischof Passau; 1784 Landesfürst; |
|
|
Zur Bewertung: |
Man darf davon ausgehen, dass die eindeutige
Zuordnung der Filialen, die sich dann später zu selbständigen Kirchen entwickelt
haben, nicht immer als Faktum hinnehmen. Meine Einschätzung teilt sich da mit
Zinnhobler, wenn er dieser Art „Kirchengennealogie“ in der Art des
„Stammbaumdenkens“ den Vorwurf der Konstruktion um des Ordnungsprinzipes Willen
vorhält. [55] Würde man diese Sakralbauten aber auf einer Karte einzeichnen, so wäre das Land
überfüllt. Nicht allein heute im Zeitalter des Rückgangs des regelmäßigen
Kirchenbesuches, sondern auch viel früher waren sie nicht auf Grund der Notwendigkeit
errichtet worden. Da ist es bei allem Bedauernswerten auch verständlich, dass
Kaiser Josef II bestrebt war, die Kirchenbauten am Notwendigkeitsprinzip zu
beurteilen. Einige neuere Kapellenbauten brauchen nicht berücksichtigt werden.
Es ist aber dennoch eine Tendenz zu erkennen, dass Kirchenbauten entstanden
waren, die eher dem besonderen Willen eines Adeligen oder bestimmter Gruppen
entsprangen. Wenn man die Darstellung betrachtet,
kann die Zurückführung von Waizenkirchen, Natternbach, Michaelnbach und St.
Thomas auf die „Urpfarre Peuerbach“ gewiss angezweifelt werden. Es ergibt zwar
einen schönen Stammbaum, ist aber nicht erwiesen, auch wenn manche spätere
rechtliche Verhältnisse solche Spekulationen nähren. |
4.6.Untersuchung der Kirchenpatrozinien: St. Michael u. St. Petrus |
Michaelnbach und die Schönauer Missionsstation: |
Bevor wir beginnen, wollen wir einen
besonderen Blick auf Schönau bei Wallern werfen, von wo langläufig angenommen
wird, dass sich die Gründung einer Kirche in Michaelnbach vollzogen haben soll
oder könnte. In „Austria Sacra“ [56] wird Schönau bei Wels als abgekommene Pfarre folgendermaßen erwähnt: |
|
Schönau bei Wallern |
|
Hl. Petrus, Altpfarre, vorher vielleicht Filiale von
Wallern, 1.1. 1960 Filiale und Kaplanei von Bad Schllerbach;Patronat: einst Stift Mondsee, 1706 Bischof v. Passau,
1784 Landesfürst, |
Gebersdorf:
Filialkirche Hl. Magdalena, vom 15. Jh. bis 1960
Bad
Schallerb.: Filiakirche Maria Lourd, 1956 Grundsteinleg. 1958 Weihe, 1.1. 1960
Pfarre
Bad
Schallerbach: Kap. im Kurhaus St. Raphael, 1920-1960; 1.9.1941 Kaplanei. |
|
|
Aus dem Visitationsberichten der 1544
visitierten Klöster und Pfarren des Landes Ob der Enns geht die Abhängigkeit
Schönaus von Mondsee eindeutig hervor. Der Mondseer Abt war Vogtei und
Lehensherr der Pfarre Schönau. [57] Mondsee hatte aber keine rechtliche Verbindung zu anderen Pfarren in
der Umgebung von Michaelnbach. Die bisher einzige Verbindung zu Mondsee wird
aus dem Pfarrpatrozinium des Hl. Michael abgeleitet. Es ist eine berechtigte
Annahme, dass Klöster ihre heimatlichen Patrozinien in Neugründungen mitnehmen.
Aber im Land gibt es im ersten Viertel des 16.Jahrhunderts den Hl. Michael 7
Mal als Pfarrpatron: Feldkirchen a. D., Leonding, Michaelnbach, Mondsee, Naarn,
Pucking und Schwanenstadt. [58] Eder reiht in seiner umfassenden Studie Michael zu den
„Volkslieblingen“ ein, die auch in der Heiligenverehrung einen angesehenen
Platz hatten[59].
Daher muss das Michaelspatrozinum nicht unbedingt auf politische oder
rechtliche Beziehungen zur Gründung der Kirche hinweisen, sondern kann sich
auch aus ganz anderen Motiven ergeben haben. |
Vergleich mit anderen alten (1544) „Michaelspatrozinien“ [60] |
Um dieser Frage nachzugehen, kann es
hilfreich sein, andere Michaelspatrozinien näher zu betrachten: Die alte
Großpfarre Feldkirchen, dem Hl. Michael geweiht, war bischöfliche Pfarre
und kam 1143 zum Stift St. Florian und wird den Urpfarren zugezählt, weil von
ihr eine Reihe Gründungen ausgehen: Niederwaldkirchen, St. Martin u. andere
Filialkirchen). Leonding war Ende des 13. Jahrhunderts von einer Filiale
von Linz zum Vikariat und 1822 zur Pfarre erhoben worden. Auch dort wird die
frühere Zugehörigkeit zur Diözese angegeben. Linz Kleinmünchen galt vom 13
Jahrhundert bis 1400 als dazugehörige Filiale, sowie Traun St. Martin, nachweisbar
um 1500. Dazugehörig war auch eine Kapelle zum Hl. Dionysius, welche um 1130
nachweisbar ist. Auch die Pfarre Naarn wird von Anfang dem Passauer
Bischof zugeschrieben und ist eine alte Pfarre. Die Orte Königswiesen (von etwa
1100 bis 1147), Perg (vom 14.Jh. bis 1542), Pergkirchen, Pierbach, Schönau bei
Unterweißenbach, Schwertberg, Tragwein, Unterweißenbach und Zell bei Zellhof
werden als frühere Filialen angeführt. Wenn auch der Ordnungswunsch einiges zu
Häufung der Filialzuordnungen beigetragen haben könnte, ist von einem alten Ort
auszugehen, der früher einmal mehr Bedeutung hatte und dann von den umliegenden
in der Entwicklung überholt worden ist. In Naarn besteht ähnlich wie in
Michaelnbach noch ein sehr gut erhaltener, kaum umgebauter gotischer
Kirchenraum. In der Pfarre Pucking, welche im 13. Jh. Filiale von
Ansfelden war, finden wir wieder ein Gotteshaus, das seit früher Zeit dem
Bischof von Passau zugeordnet war. Auch dieses wurde aber bereits zum Ende des
13. Jh. eigene Pfarre. Auch die große Pfarre Schwanenstadt, dem Hl.
Michael geweiht, weist keinen rechtlichen Bezug zu Mondsee auf: Als Patron galt
einst der Bischof von Passau, gegen Ende des 16. Jh. die Herrrschaft Puchheim,
dann der Landesfürst, schließlich wieder Puchheim und um 1640 wieder der
Bischof von Passau. Als frühere Filialen werden Atzbach (bis 12.Jh.),
Desselbrunn (vom 15. Jh. bis 1784), Ohlsdorf (bis ins 11.Jh.) und Rüstdorf (vom
14.Jh. bis 1784) angeführt.
Die Pfarre Micheldorf hingegen, welche
den Michael im Namen enthält, war bis 1926 Filiale von Kirchdorf an der Krems
und ist dem Hl. Josef geweiht. Im Austria Sacrum wird keine frühere Erwähnung
angegeben, aber auch zu Mondsee lassen sich keine Verbindungen herstellen. Wenn wir also die anderen
Michaelspatrozinien im Vergleich betrachten, stellt sich insofern eine
Gemeinsamkeit heraus, dass es sich um durchwegs sehr alte Pfarren handelt. Man
kann von ursprünglichen Gründungen sprechen, aber die rechtliche Verbindung zum
Stift über das Patronat lassen sich nicht aufweisen, was bei Schönau und
Abtsdorf, einer wirklichen ursprünglichen Mondseer Pfarre der Fall war.
Abtsdorf, welche öfters im Zusammenhang mit Schönau in Listen vorkommt, ist
beispielsweise nicht dem Hl. Michael geweiht. Aber auch bei St. Petrus gibt es
nichts an Erfolgsmeldungen: |
Ein Blick auf die St. Petrus-Patrozinien 1544: |
Als Petruskirchen [61] ohne dem Hl. Paulus als Begleiter gab es im 16.Jh. folgende 8 Pfarren: Die
Pfarre Fischlham ist seit 1270 Pfarre, unterstand ursprünglich dem Patronat des
Bischofs und gehört seit 1584 zum Stift Kremsmünster. Die Petruspatrozinien,
welche sich auch im Ortsnamen verdeutlichen sind St. Peter bei Linz (St. Peter
am Hart: einst Filiale von Mauerkirchen, seit 1626 Vikariat) und St. Peter am
Wimberg. Erstere unterstand auch bereits ursprünglich dem Passauer Patronat und
zweitere ist eine dem Stift St. Florian inkorporierte Pfarre ohne
nachweislichen früheren Bezug zu Mondsee. Rainbach war einst dem Hl. Jakobus
dem Älteren geweiht und ursprünglich dem Patronat der Herrschaft Freistadt
unterstellt. Regau war seit dem 14. Jh. Filiale von Schöndorf und ebenfalls dem
Patronat des Stiftes St. Florian unterstellt. Rottenbach hingegen war von
Beginn dem Bischof unterstellt, wie die Altpfarre Sarleinsbach. Nur bei Schönau
scheint Mondsee als Patronatsherr auf.
Eine zweite Gruppe bilden die St. Peter
und St. Paulus Doppelpatrozinien, Aichkirchen (Patronat Lambach, 13 Jh.
Filiale v. Gaspoltshofen), Dietach (Altpfarre, Patronat: Markgrafen von Steyer,
Stift Gleink 1192, 1784 bischöflicher dotationsfonds), Oberweissenbach
(Patronat stift Wilhering), Oftering (12Jh.Filiale, Patronat:
Benediktinerinnenkloster Erlaa, 1784 Herrschaft Erlaakloster), Ternberg (einst
Hl. Veit; 16.Jh. Petrus u. Pauslus; Patronat: Stift Garsten; bischöfl.
Dotationsfonds), Tragwein (Filiale von Naarn; Patronat: Pfarrer von Naarn,
Herrschaft Schwertberg), Waizenkirchen , Waldneukirchen (Patronat: Bischof
Passau, dann Herrschaft Steyer), bei denen aber auch keine Bezüge zu Mondsee herzustellen
sind. |
Mondseer Bezüge: |
Im Austria Sacra lassen sich lediglich bei
folgenden Pfarren frühere Patronatsbezüge zu Mondsee nachweisen. Der Eigenname
in Klammer bedeutet das Patrozinium: Abtsdorf (Laurentius), Auerbach (Hl.
Remigius), Mondsee (Hl. Michael), Oberhofen (Hl. Nothelfer), Oberwang (Hl.
Kilian), St. Konrad bei Mondsee, St. Lorenz bei Mondsee - abgekommen Pfarre,
St. Wolfgang, Schönau bei Wels (Petrus), Zell am Moos (Mariä Himmelfahrt). |
Um aber keinen Versuch zu unterlassen,
möchten wir noch die Pfarren näher beleuchten, die nach der Vermutung von Kurz
von Schönau aus gegründet worden sein sollen: |
Kurz schreibt: „Mondsee, welches um 740 in
Raab, Zell Besitz ergriff und bis zum 10. Jdt. (955 Urkunde) behauptete, baute St.
Michaelskirchen von Minital aus in Hohenzell und Eberschwang, errichteten aber
auch bei Minithal ein St. Michaels Gotteshaus im heutigen Michaelnbach. Minithal,
welches in dieser Wortform öfters vorkommt, z.B. bei Reichersberg, Schmolln ist
ja nichts anderes als das alte „Mönichtal“ = Tal mit Mönchsniederlassung. Mit
Mondsee blieb die Schönauer Missions in Beziehung bis zur Einführung des
Pfarreiensystems im 11.Jdt. Es ist als Missionstaufkapelle an der Quelle
anzusehen.“ |
|
Raab |
|
Hl. Michael,
Patronat:
Bischof v. Passau, 1500 Stift Suben; 1784 Religionsfonds;Altpfarre,
früher Filiale von Taufkirchen an der Pram |
Filiale Altschwendt: Hl. Maximilian, 1849-1854
Antlangkirchen
Enzenkirchen Hl. Nikolaus, vom 12.Jh. bis
1400 u. v 16.Jh. bis 1784
Raab: Allerseelenkapelle im Friedhof, gesp.
1786, Pfarhofkap. gesp. 1786
Raab: Wallfahrtskirche Maria Bründl,
1683 Kap. aus Holz,
Benefizium
St. Willibald, Willibald, vom 14. Jh. bis
1781
Zell an der Pram, Maria Himmelfahrt, 13.Jh.
bis 1483 |
|
Hohenzell |
|
Hl. Michael
frühe Altpfarre, Patronate: Bischof, |
Filiale Pattigham, Hl Laurntius, vom 15
Jhdt. bis1784
Filiale: Pram, Hl. Stphan, 13. Jhd. bis
1.Jdt. |
|
Eberschwang |
|
Hl. Michael, Altpfarre, Patronat: Bischof
v. Bamberg, um 1075 Bischof v. Passau, |
viele Filialen, die alt sind und später
selbständig wurden; |
|
|
Aus welchen Gründen diese Michaelspatrozinien
nicht erwähnt werden, ist unklar. Im Austria Sacra lassen sich folgende
Michaelskirchen ausmachen: |
|
Kirche |
Patronate: |
|
Braunau Ranshofen: einst Pankratius, nach
1125 Hl. Michael, 1788 Pankratius |
Herzog v. Baiern, 30.6.1125 Stift Ranshofen |
Geinberg, Hl. Michael um 1350 Filiale von
Altheim |
einst Herrschaft Schloss Neuhaus, |
Kemating, abgekommene Lokalie, Hl Michael,
Fil. Seewalchen |
Stift Michelbeuern |
Lohnsburg, einst Michael, u. Nikolaus,
18.Jh. Nikolaus, 13Jh- Filiale von Schildorn: |
Schildorn einst: 1075 Bischof v.
Bamberg, dann Diözese |
Reichersberg, Pfarre: Hl. michael u. Hl.
Claudius |
Stift Reichersberg |
Sippbachzell, Altpfarre, früher Filiale
v. Kirchberg bei Kremsmünster 1190 geweiht |
Stift Kremsmünster |
Tarsdorf, Hl. Michael, einst Salzburg,
Mitte 13.Jh. |
einst Religionsfonds, Fil von Ostermiething
- Patr. Erzb. Sbg. |
|
|
So kommen zu den vorher genannten 7
Michaelspatrozinien noch 7 + 3 weitere dazu. Bei allen 13 Michaelspatrozinien
lassen sich im Austria Sacra keine Bezüge zu Mondsee herstellen. Die These von
Kurz von einer Missionierung von Schönau bei Wallern aus nach Raab usw. lässt
sich hier nicht als bestätigt erkennen. |
Ortsname Minithal: |
In einer Untersuchung der Pfarrmatriken von
Michaelnbach ergibt sich für Minithal aber durchaus eine andere Möglichkeit.
Minithal war nicht immer in dieser Form in Verwendung. In einer Pfarrliste von
Michaelnbach am Deckel des Einbandes, die leider nicht vollständig ist, findet
sich die Verwendung des Namens Inthal. |
Dass mit „Inthal“, wie es zu lesen ist, die
heutige Ortschaft Minithal gemeint sein muss, darüber besteht kein Zweifel. Das
geht aus den dort aufgezählten heute noch bekannten Häusernamen hervor. Doch
wieso der Name in dergestalt verändert ist, das lässt sich schwer sagen. Die
Schreibweise ist nämlich unmissverständlich. Das „In“ als Vorsilbe kommt nämlich
doch öfters vor, z.B. bei den „In“-Wohnern. Sonst könnte man ja auch an eine
Abkürzung im Sinne von „M.-tal“ denken. Es könnte hier in zwei Richtungen weitergedacht
und geforscht werden: (1) Der lutheranische Pastor, wollte das Wort Münnich
(als eine Ableitung von Mönch) aus kirchenpolitischen Gründen nicht verwenden.
Denn die lutheranischen Geistlichen lehnten ja das Möchtum eher als Fehlform
der kirchlichen Entwicklung ab. So könnte das „In“- im Sinne von „hinein“ – in
den Schmidgraben gemeint sein. (2) Es darf aber auch nicht ganz außer Acht
gelassen werden, dass das heutige Wort „Mini“ eine veränderte Form von
„ini“-Tal im vorher erwähnten Sinne von in den Schmidgraben „ini“ => später
„eini“ => heute „hinein“ zu verstehen sein. Man darf bei diesen Erklärungen
der Ortsnamen nie vergessen, dass zwingende Fakten kaum vorliegen. Es gab immer
schon Interpretationen, die sich dann eben vielleicht durch die Weitergabe über
einige Generationen verselbständigt haben. Es war auch in früheren Zeiten immer
schon ein Wunsch, den eigenen Ort möglichst weit zurück in der Vergangenheit –
etwa durch Besiedelung von Mönchen – verwurzelt wissen. Die sehr
unwahrscheinliche Erklärung des Ortsnamen Michaelnbach von „mihil“ = groß hat
sich ja auch relativ stark gehalten, weil sie Strnadt einmal verwendet hatte.
Wenn man Michaelnbach von „mihil“-Bach ableitet, dann könnte man das heutige
„mini“-tal genauso als „kleines Tal“ bezeichnen. Es wäre jedenfalls den Begebenheiten
mehr entsprechend das Minital als „kleines“ Tal zu bezeichnen als den
Michaelnbach als einen „großen“ Bach. Wohl hat in der Erforschung der alten Namen
und geschichtlichen Tatsachen, was ja mehr ein „Erahnen“ anhand kleinster Bruchstücke
ist, als genauestes Erforschen, das eigene Interesse in seiner erkenntnisleitenden
Funktion immer wieder „gewünschte Ergebnisse gefördert. [62] |
So darf meiner Einschätzung nach leider
auch die Worterklärung Minithal von Mönchtal nicht als zweifelsfrei angenommen
werden. Es muss auch hinterfragt werden, ob Waizenkirchen erst durch Umfuntkion
einer ehemaligen Missionsstation zur Eigenkirche des Watzo geworden ist. Es war
eher umgekehrt, dass Bestrebungen vorlagen, die Eigenkirchen zurückzudrängen
oder Kirchen der Klöster der Ordnung des Bischofs einzugliedern. So darf von
der erwiesenen früheren Station Schönau als Mondseer Gründung angenommen
werden, dass nicht rein zufällig die Stephanskirche in Wallern (der Patron
Stephan verweist auf die Domkirche in Passau) sich als Pfarrkirche durchgesetzt
hatte. |
4.7.Michaelnbach in der Abhängigkeit von Peuerbach? |
Martin Kurz in seiner Chronik: |
Martin Kurz baut auf seiner Theorie auf
und sieht Michaelnbach bis zur Pfarrwerdung als Filiale von Peuerbach. |
Michaelnbach im Rahmen der Altpfarre Peuerbach |
Zur Altpfarre
Peuerbach setzen sich zur Zeit, als nach italienischem Muster das Pfarreisystem
bei uns organisiert wurde – als Zeitpunkt dürfen wir 1000-1100 annehmen –
mehrere nicht unbedeutetnde alte Missionsgebiete zusammen. Die Regensburg –
Emeraner Mission im Lande von der Donau bis zur Aschach-Antlangbachlinie, die
Urkunden nennt es Askitman Aschach-Donaugebiet, später in Etschman verändert,
weiters das Passauer Organisationsgebiet um die St. Martin Kirche in Peuerbach,
systemisiert im 8.Jdt. und die Schönau-Waizenkirchner Mission zum Hl. Petrus,
organisiert vom Stifte St.Peter in Salzburg in nachrupertinischer Zeit und
fortgesetzt vom Stifte Mondsee. Letzteres kann unbedenklich als Gründerin der
Missionstaufkirche Michelnbach gelten. Daß Peuerbach die Seelsorgehauptkirche
oder Mutterpfarre von Waizenkirchen gewesen ist, wird sehr plausibel genannt
durch die hufeisenförmige Umstellung Waizenkirchens durch Peuerbach und seinen
Filialen von St. Thomas über Michelnbach, Peuerbach, Natternbach, Neukirchen, Waldkirchen
bis Schlögen an der Donau. Zu Beginn des 12. Jdt. trennte Waizenkirchen mit dem
nachmaligen Filiationsgebiete von Agatha und Prambachkirchen sich los. Bei der
Nennung als Pfarre 1189 war dieser Abtrennungsvorgang aus Peuerbach sicher
schon länger vollzogen. Dem Anstoß hinzu dürften pfründengemäße
Einkommenerwägungen an die Kurie in Passau gegeben haben. Gegen Schluß des 12.
Jdt. war aber Peuerbach noch auf einer anderen Seite beträchtliches Gebiet.
Zuvor haben wir keine urkundliche Nachrichten über diesen Vorgang, aber ein
anderer Umstand weist auf diese Abtrennung hin. Um 1190 wird ein Pfarer von
Natternbach (Eberhard) genannt, u. zwar ohne Bezeichung zu Peuerbach. Aber
schon im Jahr 1211 wurde ein eigenartiges und praktisches Abkommen zwischen den
Pfarrvorständen in Peuerbach und Natternbach getroffen, das sich in folgender
Regeste ausdrückt. |
1211 - 28. Jänner. Passau, Amtshaus des
Domkustos.
Bischof
Manngold von Passau bestätigt den Vertrag, welchen Probst Hartuid von Aquileja,
Canon. Ulrich von Passau, die Ritter Ulrich von Nordernpach und Wilhelm von
Galsbach zwischen Normann, Pfarrer in Natternbach, und Walther, Pfarrer in
Peuerbach zustande gebracht haben. Es wird dem Pfarrer von Natternbach das
näher gelegene Wimmgut in Treßleinsbach zugewießen, wogegen der Pfarrer von
Peuerbach das gleich weit gelegene Wimmgut in Erleinsbach (Untererleinsbach)
erhält. |
Was noch
seinerzeit (c.1180) diese merkwürdige Zuweisung verursacht haben, welche durch
Vertrag v.J. 1211 berichtigt wurde? Entweder die Abstammung oder wertgemäße
Überlegungen, nach der die Wimm in Obertreßleinsbach bedeutender war, als das
Wimmergut in Untererleinsbach, mochten es verursachen, daß Peuerbach sich für
de Besitz von Treßleinsbach entschied. Aus allen geht deutlich hervor, daß
Peuerbach und Natternbach einstmals ein einziges Pfarrgebiet gewesen sind. Mit
Natternbach aber kam der ganzen Region von Neukirchen und Waldkirchen (Wesen
und Wesenufer) aus der Machtsphäre des Pfarrer von Peuerbach und ging fortan
eigene Wege. Wie wird die Seelsorge Organisierung in Michelnbach ausgesehen
haben? Nach ähnlichen Verhältnissen anderwärts, z.B. Taufkirchen a.Tr. war in
Minithal eine Wimm des Pfarrers von Peuerbach als Fortsetzung der alten
Missionsstation. In dieser Wimm hatten die Excurrende [63] Seelssorger auf Tage- oder Wochen ihr Absteigquartier. Die
Verwaltung des Viduumgutes [64] war in die Obhut einer Familie gestellt zu Bearbeitung und Aufsicht.
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So dürften die
Verhältnisse bestanden haben, als 1235 Michaelnbach als Filiale von Peuerbach
angeblich bezeichnet wird. Es handelt sich aber um die bekannte
Bestätigungsurkunde des Papstes Geregor IX aus Interamuv, in der die subener
Besitzungen in der Pfarre Peuerbach nacheinander bezeichnet sind, darunter
Michelnbach. Die Art der Exkurrendo Seelsorge hat ausgereicht zur Zeit, wo die
Gegend noch wenig besiedelt war. Bei fortsetzender Zusiedelung mußten neue
Verhältnisse platzgreifen.
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Michaelnbach, eine abhängige Seelsorgsstelle (zu Peuerbach) |
Die
Besiedelungstätigkeit war auf dem Höhepunkte im 14.Jdt. Sie hat damals sogar
weit über das Ziel hinausgeschossen und Plätze für menschliche Bewohnung und
Kultivierung zurecht gerichtet welche wegen Rauhheit des Klimas und
Minderertrag des Bodens wieder aufgegeben werden mußten. solches war z.B. in
Pötting der Fall, wo kleine Ortschaften direkt verschwunden sind und auch auf
Michelnbacher Boden war eine große Ansiedelung Stockstall als Eigen des passauischen
Domkapitels von der Zeit c. 1330 bald wieder reduziert und dem Walde
überlassen. [65]
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Um 1400 haben wir
die Selbständigkeitmachung der Seelsorge in Michelnbach als abgeschlossen zu
erachten und zwar auf Grund folgender urkundlichen Hinweise.
Um 1419 ist die
Rede von der „Aschpoldskirchner Pfarr“, was im Sinne einer Filialpfarre mit
exposiertem Vikar [66] zu
verstehen ist. Die Urkunden von damals haben jeden Vikariatsbezirk mit eigenen
Seelsorgern als Pfarre bezeichnet. So hieß es damals Steinerkirchner Pfarr
u.a.m. Michelnbach scheint aber wirklich daran gewesen zu sein, um 1429 zu
eigener Pfarre zu werden, denn in der bekannten Passauer Matrikel, welche aus
sachlichen Kennzeichen 1429 abgefaßt ist, gilt Michelnbach als Pfarre. Nur ist
noch zu bedenken, daß die Matrikeltaxe von XVI (Währung) bei Besetzung
anscheinend nicht lange bestanden hat. In der späteren Fassung von ca. 1460 ist
Michelnbach wieder als Filiale (richtiger vielleicht als Vikariat) von
Peuerbach anzusehen und auch eingetragen. In diesem Sinn erscheint Michelnbach
schon als Pfarre in Urkunden vom Jahr 1403, 1404, aber nicht später , z.B.
1433-40. Den Kaufbrief vom 4.12. 1449 um die Taferne zu Michelnbach bezeugt
Thomas Zuchinger (recte Zupfinger), Vikar zu Michelnbach. Fortan ist der
Ausdruck „Pfarre Michelnbach“ eine ständige Erscheinung zwischen 1493,
1510,1577,1584,1586, aber nur im Sinne von Vikariat zu verstehen, wie das bis
ca. 1620 an die Hauptpfarre Peuerbach zu leistende Absentgeld beweist. Letzteres
war eine Art Rekogniataion [67] für die an den Vikar überlassenen Zehente, Gründe und Stola für Leichen,
Taufen und Trauungen. Durch die Religionswirren des 16.Jdt. waren in der
Seelsorge schon eigene Verhältnisse geschaffen. Denn während die Hauptpfarre
Peuerbach schon ab ca. 1540 entschieden im evangelischen Sinn verwaltet wurde,
hielt sich der Vikar von Michelnbach, der zugleich Aspoltskirchen-St.Thomas
besorgte, nach katholischer Lehre und in römischer Amtsverwaltung. Wohl waren
viele Bewohner von Michelnbach der protestantischen Zeitauffassung mehr oder
minder angetan, aber es kam zu keinen offenen Konflikten.
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Anfragen zu Beweislage der Mönchsbesiedelung: |
Besonders die Forschung um die Pfarre
Waizenkirchen, lässt die Zuordnung zum Missionsgebiet von Schönau nicht
wirklich zu. Denn erst ein neuerer Aufsatz hat bestätigt, dass es sich hier um
eine Eigenkirche handelt, wo der Name in den Ortsnamen Eingang gefunden hat. Wenn
aber die Hypothese von der Mönchsmission von Schönau für Waizenkirchen nicht
zutrifft, kann angenommen werden, dass sie auch bei Michaelnbach hinterfragt
werden darf. Denn wie obige Nachforschungen zeigen, ist das Vorfinden von
entsprechenden Patrozinien, von denen man Ableitungen macht eine sehr gewagte
Theoriebildung. Zinnhobler in seinen Aufsätzen hebt
deutlich die Uneinheitlichkeit der frühen kirchlichen Organisation von dem 11.
Jahrhundert hervor, die zu einfache und systematische Theorien einer Besiedelung
verbietet. Die Bedeutung der früheren Eigenkirchen darf nicht unterschätzt
werden. Die erste Welle der Christianisierung nach Severin im 8. Jh. war nicht
systematisch und einheitlich erfolgt. Es gab viele Kirchenbauten, aber letzte
errichtete solche, „wer Mittel und Willen dazu hatte“.
Die oben erwähnte Urkunde des
Gütertausches zwischen Natternbach und Peuerbach legen ein früheres gemeinsames
Pfarrgebiet nicht zwingend nahe. Denn noch im 18. Jhdt. hatte das Benefizium in
Kallham die Grundherrschaft über das Wiedenedergut in der Pfarre Michaelnbach
und es lässt sich keine frühere Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Gebiet
daraus ableiten. Die weite Streuung der Pfründenbesitze ist eher auf
verschiedenste Vorbesitzer zurückzuführen, welche später ihr Eigen den Kirchen
gestiftet hatten. So könnte der oben angeführte Tausch zwischen der Pfarre
Natternbach und Peuerbach einfach aus einer praktisch sich ergebenden guten
Gelegenheit zugetragen haben. So naheliegend eine Mondseeer Gründung
auch sein mag, die Erwähnung eines großen Baches „mihilin paches“ sagt auch
nicht aus, dass die Kirche von Mondsee gegründet sein muss. Es gibt auch
Urkunden anderer Klöster, die in dieser Gegend Besitzungen aufweisen und nicht
unbedingt eine Kirche im Ort errichtet haben. |
4.8.Der Verzicht auf konstruierte Klarheit |
Um der Wahrheit willen |
Es ist ein Bedürfnis des Menschen, sich
Klarheit zu schaffen und wenn diese nicht gut möglich ist, dann konstruiert er
sie. Es lässt sich einfach in der Psyche des Menschen ein großes Bedürfnis nach
Sicherheit und Stabilität nachweisen. Der Mensch hat sich über die
Weltzusammenhänge immer schon Bilder zur Erklärung geschaffen und war dabei von
seinem im innersten leitenden Wunsch beeinflusst. Wie sich die Theorien in
vielen Bereichen sich später als viel zu vereinfacht herausgestellt haben, so
muss es auch bei der Geschichte berücksichtigt werden. Nur haben es die
naturwissenschaftlichen Forscher etwas leichter, weil ihnen die Zeit nützt,
indem sich die Erkenntnisse eher erweitern, indem sie immer bessere
Erkenntnisse liefert. In der Geisteswissenschaft, der Geschichtsbetrachtung
aber ist es ein Lauf gegen die Zeit, denn das zu erforschende Objekt rückt in
einen immer größer werdenden zeitlichen Abstand und die Quellen nehmen mit der
zeitlichen Entfernung in die Vergangenheit immer mehr ab. Daher ist bei der
Theoriebildung höchste Vorsicht geboten. Es muss damit gerechnet werden, manche
Frage offen zu lassen und mehrere mögliche Theorien nebeneinander stehen zu
lassen. So dürfte es einstweilen auch mit der sehr frühen Geschichte von
Michaelnbach unser Los bleiben. Wir können jetzt von 2 Strängen sprechen: (1)
Die langläufige Mönchsgründungshypothese und (2) der Eigenkirchenhypothese. Als
bisher noch fast vernachlässigter Aspekt ist wenig von den Bewohnern vor den
Neuankommenden die Rede – wieweit waren keltische oder gemischte Vor-
Siedelungen maßgebend? |
Eine „Keltenidee“ – Hl. Michael als Teufelsbesieger |
In unserer Betrachtung fehlen noch
vollständig die Überlegungen von Gerhard Rumpfhuber, der die keltische
Vorbevölkerung mehr im Auge behält. In einem persönlichen Gespräch legte er den
Aspekt dar, dass Michaelnbach in seiner geologischen Lage mit der Quelle und
den vielen arthesischen Brunnen im Ortsgebiet noch nicht ausgewertet worden
ist. Er nimmt so etwas wie eine heilige Quelle als Ursprung an, welche bei den
keltischen Bewohnern eine sakrale Bedeutung inne hatte. Dann wäre das
Schirmergut an diesem Heiligtum gelegen, wo der Minithalbach mit der Quelle an
der Mündung zum Michaelnbach einen Teich gebildet hatte. Für die Kelten waren
Gewässer von besonders sakraler Bedeutung. Es wäre zu untersuchen, wie in den
ersten Kirchengründungen auf diese sogenannten „heidnischen“ Kultplätze
eingegangen wurde. So wäre es auch denkbar, dass einem keltischen =
heidnischen = Heiligtum von dämonischen Ursprung ein christliches Heiligtum mit
einer Gestalt des Bezwingers des Bösen, wie dem Hl. Georg als Drachentöter oder
dem Hl. Erzengel Michael als Bekämpfer Satans mit dem Flammenschwert
gegenübergestellt wurde. Es war eine Tradition der Christianisierung,
heidnische Feste mit einem christlichen zu bezwingen und es so abzulösen. |
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