Michaelnbach
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Michaelnbach Pastoralgeschichte
Abschnitt 3
Kapitel 1
Jesus zum ersten Mal in Michaelnbach
1.   Wie der Wunsch „Forschungsergebnisse“ liefert
Dies wird jetzt ein längerer Abschnitt, wo wir manche der essayhaften, leicht lesbaren Passagen hinter uns lassen müssen. Denn dort, wo viel im Dunkel, im Spekulativen liegt, gibt es genügend Raum, sich Phantasiegebilde zu schaffen. Auch ich werde manche Meinungen einfügen, werde diese aber entsprechend kennzeichnen, damit man erkennt, dies ist Meinung des Schreibers. Ich möchte manche dieser Texte, die Leute vor mir geliefert haben, relativ breiten Raum lassen. Denn die Leser dieser Zeilen sollen auch selber Schlüsse ziehen und nicht nur Bewertungen von meiner Seite als „die Geschichte“ vorgesetzt bekommen. Es ist dann auch jedem frei gestellt, wenn er gewisse Passagen überspringt. Es ist aber nicht unvermeidlich, dass sich Wiederholungen ergeben. Denn in einer zusammenfassenden Kürzung wären schon wider Entscheidungen vorgenommen, was weggelassen und was „wie“ zusammengefasst wird. Es muss aus Zeitgründen manches auch unvollkommen und nur angedeutet bleiben. Denn es ist von meiner Seite kein derartiges Zeitbudget zur Verfügung, dass alles entsprechend durchgearbeitet werden könnte. So beginnen mit einer dieser vorgefundenen Arbeiten:

 1.1.   Michaelnbach mit der Filiale Waizenkirchen
          Prälat Konrad Meindl, Reichersberg 1893

Bei der 300 Jahr Feier des Marktjubiläums von Waizenkirchen hielt der Prälat von Reichersberg eine 90 seitige Festrede, welche uns im Pfarrarchiv in den Auszügen erhalten ist, welche Michaelnbach betreffen. Wir dürfen uns einen beflaggten und geschmückten Ort vorstellen. Viele Leute sind versammelt und hören sich den Festredner an. Es besteht natürlich eine hohe Bereitschaft, die Ergebnisse des Gelehrten als „die“ Ergebnisse anzunehmen:
Prälat Konrad Meindl, Reichersberg: [2]

„Waizenkirchen zur 300jähr. Feier der Erhebung zum Markt 11.Mai 1593. Von Prälat Konrad Meindl Reichersberg. 1893. Auszüge aus diesen 90 seitigen Blättern, welche Michaelnbach betreffen.“

Im Jahr 748 wurde das Mondseer Gebiet abgegrenzt. Unter den Grenzbächen wird auch Michilinpach aufgeführt. Die ganz gleiche urkundliche Bezeichnung finden wir auch in unserer Gegend für den Michelnbach (michil groß und Bach).

Überlegungen zum Ortsnamen Michelnbach:
Der Verfasser findet in der Abgrenzung des Mondseer Gebietes einen „Großen Bach“. Es geht aus diesem Text jetzt nicht hervor, ob in der Urkunde als Grenze zum Mondseer Gebiet von „einem großen Bach“ die Rede war, oder einem Fluss mit dem Namen „Groß-Bach“ oder „Großer Bach“. Flüsse wurden in der Regel aber nicht von den Mönchen, welche eine Landkarte erstellen (zur Abgrenzung ihres Gebietes) mit lateinischem Namen versehen, sondern meist entwickelten sich die Namen für Gewässer in der Sprache der ersten Volksstämme, die dort lebten. Daher ist eher anzunehmen, dass ein Gebiet, das noch nicht besonders erschlossen war, durch geografische Merkmale (Flüsse, Seen, Berge, Täler,...) bezeichnet (umschrieben) wurde. Als geografischer Orientierungspunkt, der auch aus der Distanz von Mondsee oder Passau aus noch Orientierungspunkt zu sein vermag, dürfte der Michaelnbach zu klein gewesen sein. Denn als Orientierungspunkt wäre er ein „sehr versteckter Wegweiser“ gewesen. So würde ich eher annehmen, dass vielleicht nicht einmal der Name der Aschach ein bekannter Begriff war, der aus Entfernungen von Mondsee, Passau, Regensburg, Salzburg Orientierung hätte bieten können, sondern einfach „von einem großen Bach“ die Rede war, wo diese Grenze umschrieben wurde.
Nachfragen:

(1) Es stellt sich die Frage, ob diese Gleichsetzung mit der Bezeichnung „Michilinpach“ als Beschreibung eines Gewässers mit dem Namen für den Ort Michelnbach auch wirklich so vorzunehmen ist.

(2) Es müsste auch geprüft werden, ob dieser verwendete Begriff „michelin“ wirklich mit der Übersetzung „groß“ getroffen wird. Denn dies kann nur eine Spezialübersetzung sein. Im lateinischen großen Wöterbuch von Langenscheidt findet sich kein lateinisches Wort, das diese Ableitung zulassen würde. Da müsste die genaue Herleitung noch überprüft werden.

3) Da wäre es wohl auch möglich, dass das Wort –„pach“ eine Ableitung von lateinisch „pagus“ wäre, was soviel wie „Gegend, Bewohnerschaft, Dorf, Bauerndorf“ bedeutet. Dann wäre es die Übersetzungsvariante „Michael-Dorf“ oder „Ansiedelung um die Kirchengründung des Hl. Michael“ richtiger. [3]

(4) Wenn diese (vgl. im folgenden Text) Quelle letzt Endes als Taufwasser in Form eines Teiches verwendet wurde, wäre es eher anzunehmen, dass man dann die Quelle mit dem Bach nach dem Kirchenpatron, dem Hl. Michael benannt hat. [4]
Fortsetzung der Festrede:

Er entspringt bei der Ortschaft Zelli (sehr bedeutsam!) fließt durch das Dorf Michaelnbach und ergießt sich ober Waizenkirchen in die Aschach. Etwa sieben Minuten des Weges südostwärts vom Dorfe Michaelnbach liegt die Ortschaft Münithal mit dem Pfarrsitze. Auch hier errichteten [5] zur Agilofiner- (bis 788) oder Karolingerzeit (bis 899) Mönche das Kreuz, machten unter Gebet und schwerer Arbeit jenen Boden urbar, auf welchem heute stattliche Gehöfte sich erheben. Von Münichthal kommt ein Bächlein. Unweit vom Dorfe ergießt es sich in den Michelnbach. Seine Leitung ist gewiß auch ein Werk der emsigen Mönche. Wasser war ihnen notwendig zum Betrieb ihrer Mühlen, zur Bewässerung der Culturen. Die Stiftskirche in Mondsee ist dem Hl. Michael geweiht [6]., ebenso die Kapelle, jetzt Pfarrkirche in Michaelnbach

Zum Ort Minithal – in den Versionen „Münnichthal, Münnigdall, Intal“, wie es zu finden ist, wird im Laufe dieser Arbeit noch näher eingegangen. Dazu später noch einmal.
Nachfragen zum leitenden Interesse des Autors

Bei der Beschreibung der Mönche und ihrer Leistungen kann man feststellen, dass der Autor gerade für sie schwärmt und ihre Tätigkeit auch ein wenig verklärt. Die „emsigen Mönche“, welche „liebliche Mühlen“ betreiben und vielleicht noch „ein Gebetsbuch aufgeschlagen neben sich liegen haben“, klingt etwas romantisierend. Allein der Satz „Unter Gebet [7] und schwerer Arbeit machten sie jenen Boden urbar, auf welchem heute stattliche Gehöfte sich erheben“, ist nicht wertfrei zu betrachten, ohne ein bestimmtes Interesse darin zu sehen:

(1)  Er ist ja selbst Vorsteher (Prälat!) eines Chorherrenstiftes, nämlich von Reichersberg und deshalb bestimmt voller Wertschätzung für das mönchische Ideal!

(2)  Außerdem dürfte er auch aufzeigen wollen, dass die heutigen wirtschaftlich gut dastehenden Höfe letztlich den Mönchen zu verdanken sind;

Hypothese des Festredners

Unterhalb des Friedhofes um die Kirche ergießt sich ein Quelle in einen kleinen Teich. Wir verehren diese Stelle als eine uralte Taufstätte, Wazenkirchen dagegen als die dazugehörige Seelsorgskirche an der Aschach.

Es ist beachtlich, wie in diesem Fall Waizenkirchen als eine Filiale von Michaelnbach angenommen wird. Es wäre beachtlich: Am „großen Michaelnbach“ befindet sich die Taufstätte und in Waizenkirchen nur eine Seelsorgstelle davon, obwohl Michaelnbach als Filiale von Peuerbach erwähnt wird. Dies jedoch stellt der Autor in seinen Ausführungen einfach als belanglos hin. Ganz ausgeschlossen, darf dabei aber nicht werden, dass Michaelnbach der ältere Ort ist. Die Pfarre Michaelnbach war nämlich von den Pfründen (Grundbesitz) besser bestellt als Waizenkirchen. Michaelnbach zählte zu den eher besser dotierten Pfarren. Das ließe die Vermutung nahe liegen, dass es sich um eine sehr alte Gründung handelt, weil der Grund von kirchlichen Gütern sich durch Teilung an Kinder nicht verringerte, sondern sich durch Schenkungen für das Seelenheil eher vermehrte. Die Abhängigkeit Waizenkirchen als Zweitgründung ist aber kaum haltbar.
Begründung des Festredners

Der Hl. Rupert weihte die ersten Taufkirchen dem Hl. Michael. Allerdings erscheint Michaelnbach in der Passau´schen Matrikel (29) als Filiale von Peuerbach. Doch dies thut in diesem Falle nichts zur Sache. Im Jahre 831 nahm Bischof Baturich von Regensburg Besitz von Mondsee. Er entzog den Mönchen das freie Wahlrecht und setzte ihnen Benedict als Abt vor. (832-52). Das schmerzte die Brüder. Viele von ihnen verließen die Zellen, sie mochten dem fremden Bischofe nicht gehorchen. (Chron. 78-79). Im Jahre 900 brachen zum ersten Male die Magyaren auf beiden Seiten der Doanu in die karolingische Ostmark ein. Mit unglaublicher Schnelligkeit verbreiteten sie sich jenseits der Enns. Alles erfüllte das kühne Reitervolk mit Raub, Feuer und Mord. Erst dem Siege auf dem Lechfelde im Jahr 955 kehrte wieder ruhe ein in unser Land. Die Bischöfe von Passau festigten das Christentum. Sie reorganisierten das kirchliche Wesen. In ihren Händen finden wir auch die Pfarrkirche Wazenkirchen. (Seite 13,14).

Doch wenden wir uns dem Blick nach Süden an das rechte Ufer der Aschach. Längfs des Michilinpaches arbeiteten Mönche von Mansee an der Kultur des Bodens und Verbreitung christlicher Gesittung. 748 wird gemeiniglich als das Jahr der Stiftung von Mondsee angenommen. Öffnen wir die Jahrbücher dieses tausendjährigen Stiftes. Gleich auf den ersten Blättern berichten diese, Pirminus habe die Kirche des Klosters geweiht zu Ehren des Hl. Michael und zu Ehren des Hl. Apostelfürsten Petrus. In der ältesten Zeit war die Taufkirche, gelegen an einem Bache, verschieden von der eigentlichen Seelsorgskirche, auch örtlich von ihr getrennt. Sollten Mönche von Mansee neben der Taufstätte zum Hl. Michael beim Missionswerke am Michelinbache und die Aschach abwärts nicht auch zu Ehren des Hl. Petrus die entsprechende Seelsorgskirche errichtet haben: Gewiß eine Holzkirche. Ausnahmen waren damals Steinerkirchen, Mauerkirchen. Neben St. Michael, dem Fürsten des Himmels, St. Petrus der Fürst auf Erden!

... Nach diesem Register lag die Pfarre Waizenkirchen zwischen den alten Pfarren Peuerbach, Natternbach, Waldkirchen, Hartkirchen, Eferding, St. Marienkirchen. An die Pfarre Wazenkirchen schloß sich von unten her ein schmaler Strich von Michalnbach bis St. Thomas wie eine Landzunge, ein Anteil der Pfarre Peuerbach (Seite 16).

Groß war der Umfang der alten Pfarre Waizenkirchen.... Altgrub bei Michaelnbach. Von da ging die Grenze am Michalenbach abwärts bis zur Aschach. Jenseits des Baches lag nur Reichenau. (Seite 55)

... Dagegen fielen die bei Österreich verbliebenen Ortschaften der Pfarre Waizenkirchen und Michaelnbach an St. Agatha, Prambachkirchen und St. Thomas. Erst im Jahre 1822 ist wieder die jsoephinische Pfarreintheilung hergestellt worden. (Strn.219,599) (Seite 57)

... Im Laufe der Zeit fielen Grub und Reichenau an Michaelnbach, Straß und Wimm an St. Thomas. Michaelnbach und St. Thomas waren im Mittelalter Curatfilialen, gehörig zur Pfarre Peuerbach. Auf dem Hofe zu Michaelnbach saß bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts ein unbedeutendes Ministerialiengeschlecht. Daneben erscheint die Taverne auf dem Schirmergute. Um das Jahr 1403 hatte Michaelnbach bereits seinen eigenen Pfarrbezirk. Doch dieser war sehr klein. Grub bei Michaelnbach gehörte zu Waizenkirchen. Erst im Jahr 1771 kamen aus der Pfarre Peuerbach sieben Ortschaften am linken Ufer des Reutbaches hierher: Krumbach, Kiesenberg, Schelmlahn, Aichet, Mairtobl. Holzing und Haghof. Unter dem 4. December erscheint: „Thomas Zuchinger, Vicar zu Michelnpach“, Der Vicar zu Michelnbach versah auch die Kirche St. Thomas in Apetskirchen bis ins 18. Jahrhundert. Diese hatte gleichfalls schon im Mittelalter einen eigenen Pfarrbezirk. Unterm 10. August 1419 erscheint Rametsed „Ramungsöd in Aschpoldskirchner Pfarr“. Im Jahre 1784 wurden Aiglsberg und Unter-Gerstdoppl aus St. Marienkirchen hieher zugeteilt. Erster Pfarrer in Michaelnbach war Johann Schweighart im Jahre 1638, erster Exposistus in St. Thomas Georg Zunhamer, Kaplan von Peuerbach, im Jahre 1740 (Strn., 213-16, 550) (Seite 58)

 

1.2.   Martin Kurz [8]
       Chronik von Michaelnbach 1936:

Autor und Entstehung des Dokuments
Der Text umfasst 80 handgeschriebene [9] Seiten. Martin Kurz, der Verfasser dürfte nicht allzu lange in St. Willibald gewesen sein. Der Titel „Missarius“ besagt, dass dieser Priester nicht in der Funktion eines Pfarrers oder Pfarrprovisors oder Kaplans dort in St. Willibald als Seelsorger eingesetzt war. Die exakte Übersetzung bedeutet „Messeleser“. Wahrscheinlich hat sich dieser Priester mehr für geschichtliche Forschungen interessiert, als für die pfarrpastoralen Angelegenheiten. Möglicherweise war er für diese Arbeit auch mehr geeignet. Als weiteren Versuch, sich der Geschichte Michaelnbach zuzuwenden, möchte ich einen Auszug aus dieser Chronik bringen. Er selbst schreibt in seinem Vorwort:
Textfeld:  

Vorwort der Chronik 
von Kurz in einer Kopie des Originals

„Vorwort: Vielerorts ist man bestrebt, die geschichtlichen Daten der Ortsvergangenheit zu sammeln und das Ergebnis im Schulunterricht, bei Ortskundevorträgen zu verwerten. Auch Orte kleineren Stiles haben oft ganz interessante geschichtliche Einzelheiten aufzuweisen, so z. B. auch Michelnbach. In mancher Hinsicht mussten noch neue Pfade betreten werden in sog. Analogie-Darstellung. Nun soll aufgebaut und weiter ergänzt werden. Möge diese Chronik an einem Orte, wo St. Benediktus-Mönche von Mondsee die ersten Kulturen nach christlicher Art verbreitet und das St. Michaels Gotteshaus errichtet haben, wohlwollende Aufnahme und oftmalige Benützung finden. St. Willibald 1. Jänner 1936. Kurz Martin. Missarius in St. Willibald.“

Die Textteile mit dem gestrichelten Seitenrand sind Originalübertragungen aus der Arbeit von Kurz.
Römerzeit:

Über die Eroberungsvorgänge der Römer wissen wir wenig, es heißt nur, dass in einem kombiniertem Vorgehen die Römer durch den Schweizer Pässe, über den Brenner und von Steiermark her über den Phyrnpaß in das Donauland eingedrungen sind. Beim Mangel geeigneter militärischer Organisation war nach Überlieferung der Widerstand nicht nachhaltig genug, vielfach sogar zwecklos.

Für die hiesige Gegend kommt es vor allem darauf an, die durchziehenden Römerstraßen kennen zu lernen, weil die Römerstraßen seinerseits die Wege der späteren Kultivierung geworden sind, andererseits auch die Missionierung vielfach auch in diesen Pfaden vorgedrungen ist. Im Bereiche von Michelnbach – St. Thomas sind es hauptsächlich 3 Straßen zur Zeit der Römerherrschaft, welche zu verzeichnen sind.

(1)  Straße Wels – Passau. Ovlavo – Castra Batava (Bojodorum). Diese Straße verlief über Straß bei Wallern, Weinzierl b. Polsenz nach Eppenstraß bei St. Thomas, Steinparz, Niederspaching, Sölden an der Straß, Steinbruck, Langenpeuerbach, Oberrbubenberg über Antlinger Bergrücken zur Schmiede im Wald und nach Keneding vereinigte sie sich dort mit der Schwanenstadt Oberndorf Passaustraße.

(2)    Straße Lambach – Passau: Lambach – Hochstraße bei Gaspoltshofen, Grünbach nach Fading, Höfterleiten, wo wo römische Götterstatuetten gefunden wurden, nach Höft, Aistersheim, Hofkirchen, Steinmühle, Stein, Wedling, Freinberg, Minithal nach Steinparz zur Einmündung in die Wels-Passauer Verkehrsstraße.

(3)    Von der Donau Reichsgrenze von Eferding her verlief eine Straße an den Inn über Straß b. St. Thomas, Strasshof bei Neumarkt, Kesselboden-Wimm, Hochstraße bei Pimleiten, Pram und weiter an den Inn bei Altheim – Mühlheim, ein anderer Zweig verlief über Andrichsfurth, Forchtenau gegen Obernberg zu.

Im allgemeinen ist man draufgekommen, dass Ortsbezeichnungen wie Stein, Straß, Steinbruck, Weinberg, Pubenberg, Pubendorf, Hochstraß u.a.m. den Verlauf der Römerstraße gut angeben und Überlieferung und Sachverhalt dieser Trasse bestätigen. Freilich sind damit die Detailfragen nach Bauzeit, Verwendungszeit, Grad der Straße noch nicht gelöst, man hat sogar behauptet, dass manche Römerstraße nur gewissermaßen trassiert wurde und eigentlich gar nicht viel in Verwendung gekommen ist. Nebenbei sei angeführt, dass Funde von Münzen, beachtenswerte Lagen von Bauresten gar nicht entdeckt worden sind.

Es erübrigt uns, nebenbei hinzuweisen auf die Früchte der römischen Kultur, die noch eigentlich unsere Gegend bewohnbar gestaltet hat, viele Verwendungsmöglichkeiten zu kultureller Ausnützung unserem Lande gegeben hat (Weinland, Obstkultur, Geflügelzucht). Daneben ruhte auch die gewaltige Kulturförderung keineswegs ganz. Der Vorsehung ist es zu verdanken, wenn mit dem Römerreiche auch das Christentum in unser Land gekommen ist, freilich zunächst ungeduldet und verfolgt, später als Staatsreligion in origineller Blüte und Bedeutung.

Mangel an Überlieferung verbietet uns, örtlich Spezielles zu berichten über die Zeit eines Hl. Severin und dergleichen. Betrachten wir aber Michelnbach als zum Boden der nachmaligen Altpfarr Peuerbach gehörig, so kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass St. Severin durch diese Altpfarr geschritten ist, freilich etwas entfernt an der Donaustraße bei Schlögen, welches ihm nicht so sehr am Herzen gelegen war, wie die Lebensgeschichte über Severin verfasst vom Schüler Eugippius, eingehend erzählt vom Martertod des Hl. Maximianus in Schlögen. Mit dem Tode Severins 482 und Abzug der Romaren 488 mit der Leiche des Hl. Severin nach Italien ward das Licht dieser Gegend im allgemeinen geraubt, eine Art prähistorisches Dunkel brach über unser Land herein.

Zwischenzeit
Von der Periode des Rückzugs der Römer bis zur Christianisierung in einer neuen Welle war eine Zeit, wo sich die Römer zurückgezogen hatten und ein gewisser „Leerraum“ in unserem Gebiet entstanden war. Von christlicher Besiedelung war in der Römerzeit bei uns noch nicht die Rede. Kurz gibt ja die Hinweise an, dass Severin nicht allzu weit weg durchgezogen war, aber hier keinen Schwerpunkt seiner Tätigkeit gesetzt hatte. Erst durch die spätere Einwanderung der bairischen Volksstämme, wurde wieder Missionstätigkeit beobachtet, die später in das erste Pfarrsystem des Landes mündete. Kurz spricht vom „Altpfaarsystem“. Demnach wäre da Peuerbach unsere Altpfarre, der Michaelnbach angehört hatte. Wie weit oder wenig Michaelnbach vor dieser Phase entwickelt war oder nicht, lässt sich durch Fakten schwer festmachen. Die nachfolgende Hypothese von Kurz ist aber in vielen Punkten recht logisch:
Das Volk der Baiern

In Gebiete des nachmaligen Böhmen hauste seit dem Jahr 9 v Chr. das Markommanenvolk, welches den Römern oft schwer zu schaffen machte. Im Vorläufer der Jahrhunderte trat freilich eine arge Schwächung der Markommanen ein. In Bojohemum, einst Heim der keltischen Zojer [10] nahmen die Markommanen einen anderen Namen an. Sie nannten sich Baivarus, sogenannte Bajoarii, Bajuwari und dann schließlich Baiern. Im 55.Kapitel der Gotengeschichte des Jordanis (um 551) wird von einem Kriege zwischen Ostgoten und Sunren [11] aus der Zeit c. 470 berichtet und dabei in der Grenzbeschreibung der Name Bairon angeführt. Um 500 verließen die Markommanen, um einen Awarensturm auszuweichen, Böhmen, kamen an die Donau in der Breiten Enns bis Lech und besetzten das von den Römern verlassene, aber noch zur Kultur geeignete Land. Die fränkische Völkertafel (Ostaratafel) von ca. 520 dürfte zur Schlusszeit ihrer hiesigen Besiedelung anzusetzen sein. Die Baiern gehörten der sümbisch fromionischen Gruppen der Westgermanen an und waren galitisch bald in Abhängigkeit von den Franken. Aus diesem Grunde waren sie, obwohl noch heidnischer Religion zugetan, zu rücksichtsvoller Duldung des Christentums verpflichtet. Diese Zeit dauerte auch gar nicht lange und deshalb ist gar kein heidnisches Kulturdenkmal in Kunst und Literatur auf uns überkommen.

Erster Stützpunkt St. Peter in Salzburg
Die Missionierung damals brauchte Stützpunkte. Außerdem war es leichter, von Stützpunkten, wo man fixe Stationen hat, diese Missionierung von Baiern her zu bewältigen. So erfolgte gleichzeitig, im Rahmen der Missionierung die erste christliche Organisierung des Landes unter St. Rupert.

Bald waren die bairischen Gothen auf Antrieb des Herzogs Theodo und seiner fränkischen Gemahlin Regintrude bereit zur christlichen Missionierung. Bischof Rupert vom bischöflichen Stuhle in Worms kam an die Herzogspfalz in Regensburg und übernahm nach Massentaufen der Adeligen die christliche Organisierung des Landes. Da die Gebietserstreckung nach Osten wies, begab er sich nach Enns an die Grenzen des awarischen Gebietes. In Enns fand St. Rupert noch eine normanisch christliche Kirchengemeinde vor. Ein Missionsversuch in der Gegend von Steyr scheiterte an den schweischen [12] Sprachidiom der dortigen Bewohner. An der Sprachgrenze zog nun St. Rupert über Wels, Lambach-Pachmanning, Seewalchen, Mondsee in die Gegend am Wallersee und erbaute in Seekirchen ein St. Peter Missionskirchlein. Auf Missionsreisen lernte er in Römerruinen die Stadt Iuvavo kennen und errichtete ebenfalls eine Missionskirche zum Hl. Petrus. Ja er machte Juvavo zum Mittelpunkt seiner Missionstätigkeit mit Kloster und nahm als Missionsbischof dort klösterlichen Aufenthalt. Nach vielleicht 40 jähriger organisatorischer Tätigkeit starb St. Rupert am 27.März (Ostertag) des Jahres 624. In neuerer Zeit hat man den Tod dieses Mannes je nach Tendenz in die Zeit von 588-720 hin und herverlegt. Folgende Gründe haben die besten Chancen der Wahrscheinlichkeit für sich und bestätigen obige Angaben.

Historisch kritische Arbeit:
Wenn wir diese Abhandlung lesen, fällt sicher auf, dass Kurz seine Vermutungen immer sehr gut begründet und vor allem die Gründe angibt. Er war ein „echter Forscher“, der die damaligen Archive und Unterlagen kannte. Denn er dürfte die geschichtliche Forschungsarbeit zu einem seiner Schwerpunkte gemacht haben oder überhaupt von der Diözese dazu beauftragt gewesen sein. Die Nähe seines Einsatzortes St. Willibald verdankt uns den glücklichen Umstand, dass er diese Chronik verfasst hat. Leider ist sie ja nicht bis zum Ende geführt worden. Die letzteren Seiten über die Schule, die Lehrer und einiger kleinerer Anhänge sind nicht mehr ausgeführt. Es bestehen lediglich Kapitelüberschriften. Kurz hatte auch über Peuerbach und Taufkirchen eine Abhandlung verfertigt. Möglicherweise mag er auch eine persönliche Beziehung zum Pfarrer Ruspeckhofer gehabt haben. Nun also die Begründungen von Kurz:
Begründungen:

1.   Ist die Überlieferung alt, welche beinhaltet, dass Rupert an einem 27.März starb, der auf den Ostersonntag fiel: Zwischen 600 und 800 ist kein Jahr, wo dieses der Fall war, als 624.

2.Werden zu St. Ruperts Zeit die Ortsnamen für Salzburg, Salzach u. a. m. noch nach dem romanischen Formen Iuvavo, Igvuta bezeichnet.

3.Wäre es unerklärlich, dass das Laienvolk noch bis etwa 700 heidnisch geblieben wäre, wo doch alle germanischen Nachbarvölker christlich bekehrt und vielfach arianisch gesinnt waren.

4.Hätte St. Rupert erst nach 630 gelebt, so hätte er mit anderen Verkündern des christlichen Glaubens zusammentreffen müsse. Z. B. Emeran, Corbinian, Gallus, Bonifatius, was aber nicht der Fall war.

Man hat behauptet, dass St. Rupert zeitweilig zu seinem Sitze Worms zurückgekehrt sei. Letzteres ist sogar möglich, ja wahrscheinlich, er müsste diese Sache rechtlich geordnet halten mit Residenz oder Verzicht.

Mission von Mondsee: Neue Stützpunkte
Wir sehen, dass bei jeder Missionstätigkeiten neu Stützpunkte notwendig wurden. Die Mission durch die Baiern errichtete ihren ersten Stützpunkt in St. Peter in Salzburg. In der Nachfolge von Rupert bekam dann die Klostergründung Mondsee immer größere Bedeutung. Von dort aus wurden dann neue Stützpunkte gegründet. Einer von diesen soll die Missionsstation Schönau bei Wallern gewesen sein, von welcher aus Michaelnbach dann geründet wurde – in der Form einer weiteren Missionsniederlassung. Diese Beschreibung von Kurz ist ja nicht ganz verschieden zu der von Meindl. Aber wie wir sehen, bewertet es alles ein wenig anders.
Gotteshäuser mit Kirchenpatronen der Mondseer

Die nachrupertinische Missionstätigkeit von Salzburg ist aus dem Grunde wichtig, weil sie vielfach durch St. Peter Gotteshäuser gekennzeichnet [13] ist. Z.B. Münsteuer, St. Peter am Berg bei Attergau, St. Peter bei Eberschwang. Der nachrupertinischen Zeit dürfte es zuzuschreiben sein, wenn in Schönau bei Wallern eine St. Peter-Missionsstation errichtet war. Zufolge Wamsa [14] war Schönau, welches zur Maggyarenzeit einging, ein oberösterreichisch gelegenes Kloster. Mann kann das Land bis zum Emeraner Missionsgebiet nördlich von Antlang – Aschach als Schönauer Missionsgebiet ansehen, in welchem ein zweites St. Peterskrichlein (später Waizenkirchen genannt) eine große Rolle spielte. Später (nach Zerstörung des Klosters Schönau durch die Magyaren) nahm sich Mondsee des Gebietes an und missionierte weiter nach verfügbaren Kräften. Mondsee, welches um 740 in Raab, Zell Besitz ergriff und bis zum 10. Jdt. (955 Urkunde) behauptete, baute St. Michaelskirchen von Minital aus in Hohenzell und Eberschwang, errichteten aber auch bei Minithal ein St. Michaels Gotteshaus im heutigen Michaelnbach. Minithal, welches in dieser Wortform öfters vorkommt, z.B. bei Reichersberg, Schmolln ist ja nichts anderes als das alte „Mönichtal“ = Tal mit Mönchsniederlassung. Mit Mondsee blieb die Schönauer Mission in Beziehung bis zur Einführung des Pfarreiensystems im 11.Jdt. Es ist als Missionstaufkapelle an der Quelle anzusehen. Im Zusammenhang mit Mission vollzog sich die Besiedelung. Letztere verfolgte im gewissen Sinne etappenweise und ist demnach auch in der Art der Namensgebung kenntlich.