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Vorwort

Möchte man sich über die Entwicklung und Geschichte einer Gemeinde informieren ist es nötig sich in eine Vielzahl an Büchern und Berichten einzulesen. Diese Website hat das Ziel dem Leser gesammelte Informationen über die Vergangenheit Michaelnbach's und seiner Umgebung zur Verfügung zu stellen.

Die Vergangenheit eines Ortes jedoch so darzustellen wie sie in Wirklichkeit stattgefunden hat ist nicht möglich. Diese Beiträge zur Geschichte unserer Gemeinde sind wie alle anderen geschichtlichen Darstellungen auch nur ein weiterer Versuch anhand neuer Erkenntnisse und anderer Methoden einen tieferen Einblick in die Zeit vor uns zu vermitteln. Es sind Darstellungen, keine Behauptungen - es ist die Suche nach einem gangbaren Weg zur Erklärung, denn die Wahrheit kennt nur Gott.

Bei der Aufarbeitung der Geschichte sind archäologische Funde, alte Dokumente, Aufschreibungen und Erzählungen sehr wichtig, es bedarf aber auch mancher Schlussfolgerung, denn was mit Funden nicht beweisbar ist, ist nicht unbedingt 'nicht existent', jedoch im Umkehrschluß auch nicht zwangsläufig 'existent'. Geschichtliche Darstellungen geraten durch neue Erkenntnisse und Funde immer wieder ins Wanken, darum sollten Gegendarstellungen nicht als Kritik sondern als Ergänzung im Bemühen um die Schaffung eines realistisches Bildes der Vergangenheit gesehen werden.

In unserer Gegend lebten die Leute bis vor Kurzem in Holzhäusern, hatten kaum Schmuck oder Wertgegenstände die sie verlieren oder dem Grab beigeben konnten. Solche Funde sind hier nicht zu erwarten. Unsere Vorfahren hatten nur die nötigsten Gebrauchsgegenstände, züchteten Vieh und bestellten Felder. Archäologische Funde sind daher in unserer Gegend sehr selten aber dennoch vorhanden. Im Grossraum um Michaelnbach gibt es doch einige Funde von der Steinzeit an bis in die Gegenwart.

Auch sehr alte Dokumente und Aufzeichnungen existieren nur von großen Metropolen und Herrschern. In und über Michaelnbach sind nur Dokumente privater Natur aus der jüngeren Vergangenheit, - ab dem Mittelalter, erhalten. Das älteste bisher entdeckte Dokument das die Exsistenz Michaelnbach's belegt stammt aus dem Jahr 1130 - Michaelnbach gibt's aber sicher schon viel länger.

Mündliche Überlieferungen und alte Bezeichnungen sind wertvollste Zeugnisse unserer Vergangenheit und so gesehen das älteste uns zur Verfügung stehende "Buch". In der Mundart überlieferte Orts- und Häuserbezeichnungen haben auch heute noch große Aussagekraft. Eine vor langer Zeit niedergeschriebene Ortbezeichnungen auf einem Dokument gibt vor Jahrhunderten gesproche Worte auch nur sinngemäß wieder. Nachfragen "wie schreibt man das?" wäre für den Schreiber im Mittelalter wohl sinnlos gewesen.

Zu einfach machten es sich manche Geschichtsschreiber bei der Deutung örtlicher Bezeichnungen. Dass Gaißedt die abgeholzte Höhe wäre wo Geißen weiden, Kiesenberg ein Schotterhügel ist und nach Schölmlahn das verendete Vieh gebracht wurde ist vielleicht doch etwas zu weit hergeholt. Es ist auch nicht immer von Belang wie diese Ortsnamen heute geschrieben werden. Wichtiger ist, wie sie von unseren Vorfahren artikuliert, also gesprochen wurden, denn ohne Kenntnis dieser Aussprache kann ein Ortsname nicht seriös interpretiert werden.

Ihren Ursprung nehmen die überlieferten Bezeichnungen in der Sprache unserer Vorfahren, quasi dem Vorläufer der heutigen Mundart. Leider geht diese, unserer Muttersprache, mit dem Streben nach der deutschen Einheitssprache mehr und mehr verloren. Nicht in der hochdeutschen Sprache sondern in unserer Muttersprache finden sich die Zeugnisse unserer Vergangenheit. In alten Aufschreibungen über Häuser, Personen und Örtlichkeiten. finden wir nicht nur altdeutsche Bezeichnungen, sondern auch zahlreiche keltische, römische, slawische Sprachelemente.

Was in alten Dokumenten auf jeden Fall immer kritisch betrachtet werden sollte ist die Schreibweise der Namen. Waren es bei der Landvermessung vielfach Beamte böhmischer Herkunft welche die ortsübliche Bezeichnung erfragten und auf ihre Art niederschrieben, so brachten in Klöstern und Grafschaften der lateinischen Sprache kundige Schreiber die ihnen mitgeteilten mundartlichen Bezeichnungen zu Papier.

Dazu ein einige Beispiele:
Die Ortschaft Armau, mundartlich als 'Aramau' oder 'Oramau' bezeichnet existiert auf einer alten Karte als Orman. die auf der deutschen Einheitssprache basierende Interprätation - Armau sei die 'arme Au' und Reichenau die 'reiche Au' scheint jedenfalls der falsche Schluss zu sein. Auch ist kritsch zu hinterfragen ob Michaelnbach vom altdeutschen Ausdruck für groß 'mihel' - also dem grossen Bach abgeleitet wurde oder ob es sich doch eher um das von den 'Micheln' den mondseeischen Mönchen dominierte, verwaltete Gebiet handelt. In der lateinischen Urkundensprache ab dem 7. Jhd. würde sich dieses Gebiet dann vermutlich mit der Bezeichnung 'in pago michil' finden.

Alle bisherigen Namensdeutungen gingen wegen der bayrischen Besiedelung vorwiegend von der altdeutschen Sprache aus. Der Versuch alle in Frage kommenden Sprachelemente zu berücksichtigen wurde nur gemacht wenn kein deutsches Wort bei der Hand war.

Es wird auch diese geschichtliche Darstellung keinesfalls fehlerfrei und vollständig sein. Sie ist auch nur ein weiterer Versuch Teile im Puzzle der Vergangenheit unserer Gemeinde zu finden.

Gerhard Rumpfhuber im Februar 2013

 

„Nur wer die Vergangenheit kennt,
hat eine Zukunft!“

Wilhelm von Humboldt

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