6) E r l a ch. (Distrikts-Kommisariat)
In diesem Distrikts - Kommissariate werden gezählt: 1 Markt, 107 Dörfer, 1011 Häuser, 1407 Wohnparteyen, 6563 Einwohner, 1 größere Herrschaft, 5 kleinere Dominien, 5 Pfarren, 6 Schulen, 12 Steuergemeinden, 3 Wundärzte, 5 Hebammen, 1 Spital.
Nebst 1 Branntweinbrenner, 6 Bräuern, 1 Buchbinder, 2 Färbern, 1 Handschuhmacher, 1 Nagelschmide, 7 Oehlschlägern, 69 Webern, 1 Wollhändler und 1 Wurzenkrämer werden da noch 53 bekanntere Kommerzial-, 181 Polizeygewerbe und freye Beschäftigungen getroffen.
Das Distrikts - Kommissariat mit 1 Pfleger hat seinen Amtssitz zu Erlach, der obgenannten größeren Herrschaft, welche, seitdem das baier'sche Edikt vom 22. Dezember 1811 die Allodisizirung gestattete, bald hierauf sammt den äußeren Parzellen von Parz und Tolled ein Eigenthum des Jos. Freyherrn v. Peckenzell wurde, so wie dagegen die Herrschaft Parz sammt den Erlacher- und Tolleder Parzellen im innern Hausrucktheile an die Grafen von Weissenwolf fiel.
Die 5 kleineren Dominien sind der Pfarrhof zu Kalham, der Markt und das Benefizium zu Neumarkt mit dem Verwaltungssitze zu Erlach, das Gotteshaus Michaelnbach und das Benefizium zu Kalham mit dem Verwaltungssitze zu Peurbach.
Die 5 Pfarren befinden sich zu Kalham, Michaelnbach, Neumarkt, Pöting und Wendling, 5 Schulen ebendaselbst, die sechste zu Kimpling. Ueber die Kirchen und Schulen zu Kalham und Kimpling, zu Michaelnbach, Pöting und Wendling ist der allerhöchste Landesfürst Kirchen und Schulpatron, bey Kalham, Kimpling, Pöting und Wendling die Herrschaft Erlach Kirchen - und Schulvogtey, bey Michaelnbach die Herrschaft Peurbach, bey Neumarkt aber die Herrschaft Weidenholz durchaus Patron und Vogtey.
Die 12 Steuergemeinden mit 24152 topographischen Numern heissen: Dorf, Erlach, Feldegg, Hinterdoppl, Kalham, Kimpling, Neumarkt, Pram, Riedau, Wefen, Wendling und Zupfing.
Das Brandassekuranz- Kapital stand mit Ende 1826 auf den bedeutenden Betrag von 390860 fl.
Im Pfarrsprengel von Kalham liegen 47 Ortschaften mit 437 Häusern, 614 Wohnparteyen, 2854 Einwohnern, als: Aschau, Aspet, Au, Auing, Baumgarten, Birnsteig, Ebergassen, Eibach, End, Erlach, Fleckengrub, Frauenhub, Geßwagen, Güttling, Hading, Holzhäuseln, Holzleiten, Jzling, Kainzing, Kalham, Kalhammerdorf, Kimpling, Kirchbach, Lehen, Mayrhof, Niederleiten, Oberndorf, Obernfurth, Oberrühringstorf, Obersameting, Parzleiten, Pauzenberg, Pehring, Penzing, Poing, Putzenbach, Schilddorf, Stockham, Unternfurth, Unterrühringstorf, Untersameting, Usting, Wachling, Weyreth, Wies, Wiesing und Würzburg. Hiervon werden Erlach und Kalham beschrieben.
Erlach, ein Schloß und Dorf mit 10 Häusern, 11 Wohnparteyen, 45 Einwohnern zwischen den Märkten Riedau und Neumarkt, 1/2 Stunde von Kalham, 3/4 von Neumarkt, 1 von Riedau. Die Herrschaft Erlach gehörte zu den Besitzungen der Schaumburger.
1436 verschrieb sie Hanns von Schaumburg seiner Gemahlin Anna zur Morgengabe, und zur Widerlage. Nach dem Absterben der Schaumburger kam sie an die Jörger.
1581 besaß sie Wolfgang Jörger, 1630 sein Sohn Helmhart. Von ihm erbte sie seine Tochter Maria Elisabeth, die Gemahlin des David Grafen von Weissenwolf und so kam sie an dieses Geschlecht. (Hoh. II. 784). 1704 wurde das Schloß verschanzt und mit Pallisaden umgeben; der Ort erfuhr das Schicksal von Neumarkt und Kalham, e. (Vergl. die Geschichte).
Kalham, Kallham, Kalheim, Chalheim,
ein Pfarrdorf mit 35 Häusern, 22 Wohnparteyen, 205 Einwohnern, 1/4 Stunde von Neumarkt, 5/4 von Taufkirchen, . 7/4 von Riedau an der Kommerzialstraße von Grieskirchen nach Riedau.
Die Kirche, zu Ehren der Himmelfahrt Mariens geweiht, durch Jakob Pawanger, Kapitel-Baumeister in Passau 1713 zu bauen angefangen, 1720 mit einem Kostenbetrage von 26261 fl. 10 kr. 1 pf. vollendet, eine ganz vorzügliche Landkirche, hat ein schönes Portal nebst der alten St. Wolfgangs Kapelle, 5 Altäre, am Plafond Freskomahlerey, sonstige kleinere Mahlereyen und Vergoldungen, schöne Marmorirungen, Stuckatur-Säulen- und Bildhauerarbeiten, eine herrliche Orgel.
Das Portal verfertigte Bartholomäus Steinbacher, Steinmetz in Passau 1715, das Hochaltarblatt und das Ovalblatt daselbst Johann Kendlbacher von München 1717, die 2 Kapellen-Altarblätter Jakob Christian Platzer, Hofmahler in Passau 1715 und 1716, die Freskomahlerey Joh. Kendlbacher 1716, die übrigen kleineren Mahlereyen, Marmorirungen und Vergoldungen Joh. Ant. Fuchs, Mahler zu Neukirchen, Wolfgang Martin Geiger, gleichfalls von Neukirchen, Wolfgang Michael Steiner, Mahler zu Peurbach, Joh. Purkhard, Mahler zu Wels, die Marmorirungen IgnazProfiser 1715; mehrere Stuckaturarbeiten eben derselbe und Thomas Ferrata von Schörfling (dieser die geringeren), die Säulenarbeiten ein Steinmetz von Attersee 1715; die herrliche Orgel im nämlichen Jahre Job. Jgnaz Egedacher von Passau.
In dieser Kirche wurde ,1493 der edle Johann Vatersheimer begraben, der erste Stifter des Benesiziums St. Wolfgang, 1574 Kaspar Nimbtsch und seine Gemahlin Elisabeth, eine geborne Hoheneckerin, 1520 Leonhart Tobelheimer, Pfleger zu Erlach. (Hoh. 1. 360; 3. 763).
Außer dem stattlichen Pfarrhofe mit einer der bedeutendsten Oekonomien befindet sich hier auch ein Benefiziatenhaus, 1713 von Anton Franz Grafen v. Strattman gebaut, 1804 renovirt.
Das älteste Pfarrsurbarium ist von 1600; die Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher beginnen mit 1624.
Im Pfarrarchive trifft man das Bild des berühmten Pfarrers Grimelius, und ein sehr schönes Monitorium des Karl Grafen von Geisruck unterm 13.. May 1818 als Pfarrherrn von Kalham an seine Nachfolger; denn da trat Geisruck als Kardinal und Erzbischof von Mailand auf.
Das schöne Schulhaus mit 2 Schulzimmern wurde 1820 neu gebaut. Um 1122 wurden Güter in »Chalheim« nach Formbach gestiftet. ( Moriz Geschichte der Grafen v. Wels:c 90, 122).
In dem Verzeichnisse der Abgaben an Oesterreich erscheint »Kalheim« unter den Mayrhöfen, welche den Bischöfen von Würzburg gehören. ( Rauch II. 96 ).
1356 verzichteten Wernhart und Friedrich von Schaumburg gegen den Bischof Gottfried von Passau auch auf die Kirche von »Kalham.« ( Buchinger II. 39 ).
Spätere Ereignisse berichtete die Geschichte, und weiset das Register darauf hin.
Unter der Pfarre Michaelnbach stehen die 23 Ortschaften: Aichet bey Grub, Aichet bey Kiesenberg, Armau, Furth, Geisöd, Grub, Haus, Heid, Hilpertsberg, Holzing, Kiesenberg, Krumbach, Meyerdoppl, Michaelnbach, Mimithal, Oberreutbach, Ramersöd, Reichenau, Schelmlahn , Schmiedgraben, Stocket, Unterreutbach und Weicking mit 206 Häusern, 278 Wohnparteyen, 1271 Einwohnern.
Michaelnbach, Michelnbach, Michlpach (auf Vischer's Karte)
ein Pfarrort mit 21 Häusern, 31 Wohnparteyen, 131 Einwohnern, 1 Stunde von St. Thomas und Pöting, 2 1/4 von Peurbach.
Michaelnbach führt seinen Namen theils von dem Bache, der gleich neben der Kirche entspringt, theil von der Kirche, dem heil. Erzengel Michael geweiht. Sie ist gothisch gebaut, nach Verhältnis der Pfarrgemeinde groß genug, ohne Monumente, mit einer Orgel von Rumel versehen, übrigens nach Möglichkeit verschönert.
Die Pfarre war früher eine Filiale von Peurbach, und hatte zur Zeit des Protestantismus Pastoren.
1620 war es Johann Kütner, dem eine Seuche sein Vieh wegnahm.
1637 überließ Graf von Verdenberg als Herr von Peurbach die Pfarre Michaelnbach den Bestimmungen des Bischofes in Passau. 1683 stieß der hiesige Pfarrer Johann Weißbacher beym Hineinreiten in ein Gasthaus zu Peurbach an das steinerne Portale, und fiel todt vom Pferde. 1704 wurde der Pfarrhof zu Michaelnbach siebenmahl vom Feinde geplündert, alle Dokumente vernichtet. 1771 geschahen beträchtliche Pfarrvergrößerungen.
Pfarrer Wolfgang Summer stellte um 1800 den Pfarrhof in seinem jetzigen Zustande her. Er ist ein Paar Feldweges von der Kirche entfernt, das Schulhaus aber gleich neben derselben, von 170 — 180 Kindern besucht.
Zu Michaelnbach wurde am 20. Jänner 1797 der Kompositeur Wolfgang Lanz geboren. Das salzburgische Künstler-Lexikon von mir spricht umständlicher über ihn. ( Weißbacher's Manuskripte; eigene Papiere ).
Die Pfarre Neumarkt besteht bloß aus dem gleichnamigen Markte, und der Ortschaft Klett mit 105 Häusern, 169 Wohnparteien, 747 Einwohnern.
Neumarkt, novum forum, ein Markt und Pfarrort mit 95 Häusern, 158 Wohnparteyen, 700 Einwohnern, an der dürren oder faulen Aschach, 1 Stunde von Taufkirchen, 1/4 von Kalham, 2 von Riedau und Hofkirchen.
Die kleine Pfarrkirche mit 2 Altären ist dem heil. Florian geweiht; sie hat gothische Bauart und 2 Bilder vom alten Hitzenthaler.
Am Anfange des Marktes befindet sich die Kapelle zum beil. Bründl, auf einem nahen Hügel die schöne Kalvarienbergs-Kirche, um 1728 entstanden.
Neumarkt wurde 1786 eine selbstständige Pfarre, der Gottesacker außer dem Markte 1788 geweiht.
Durch eine verheerende Feuersbrunst am 9. Juny 1797 gingen alle wichtigen Akten zu Grunde.
Außer den in der Geschichte angeführten Begebenheiten von 1525 sind folgende noch besonders wichtig:
1368 bekam Ortolph von Geymann den Ort von den Walseern durch Kauf zu Leibgeding. (Hoh. I. 156). 1529 verkaufte Georg von Schaumburg diesen Markt sammt dem Teiche auf Wiederlösung an Ulrich von Miltenberg. (Hoh. III. 649). Am g. Februar l57« erhielten ihn die Erben der ausgestorbenen Schaumburger. (Hoh. II. 97; III. 652.)' .
Den 6. September 1793 wurde die Marktsgemeinde im ständischen Giltenbuche an den Besitz davon geschrieben.
Hier trifft man beym Besitzer des sogenannten Wallneranwesens, Franz Joseph Wurm, eine 600 Centner schwere Mange, vom sinnreichen Tischler-Meister, Mathias Scheucher in Leonfelden, 1824 verfertigt, die Zeichnung hierzu und den Plan des Gebäudes von Jgnaz Kindiger in Linz entworfen. ( Autopsie).
Der Pfarre Pöting sind 17 Ortschaften mit 127 Häusern171 Wohnparteyen, 856 Einwohnern zugewiesen, nämlich: Albrechtsberg, Aschach, Dürrnaschach, Eggetsroid, Holzleiten, Kronlach, Mittereibach, Moos, Obernfürth, Pöting, Prambäckenhof, Rumpfendoppl, Spielmannsberg, Staudach, Straßhof, Sumading und Unternfurth.
Pöting *), Pötting, *) Vom Altdeutschen Pöten oder Pölten, einen leeren Platz occupiren, und für sich behalten?
ein Pfarrdorf mit 21 Häusern, 30 Wohnparteyen, 147 Einwohnern, 1 Stunde von Michaelnbach, Neumarkt und Polham, 2 von Weidenholz an der Aschach.
Die Kirche führte einst den Namen zum h. Kreuze, und unter diesem Namen findet man sie auch noch auf Vischer's Karte. Auf der letzten Abstufung des Spielmannsberges gelegen, hat sie 3 Altare, wovon der Hochaltar den Tod des Heilandes zwischen zwey Mördern in Lebensgroßen Figuren aus Holz geschnitzt darstellt. Die Sage läßt dieses Gotteshaus bereits über 700 Jahre bestehen. Gewiß ist, daß sich Bischof Konrad von Passau 1161 zu Pöting befand, daß sich damahls ein grober Tumult ereignete, wobey der Bischof sehr beleidigt wurde; daß der Edle von Blankenberg seinen Hof zu Aigelsberg auf seinem Todbette zur Sühne dieses Frevels zur Domkirche in Passau schenkte <Mon. Boic. bey St. Nikla); daß Pöting in frühester Zeit Taufkirchen, dann Kalham zur Mutterkirche hatte, und 1763 zur selbstständigen Pfarre erhoben wurde.
Da entstand auch der geräumige Parrhof und die Schule. Sie zählet 140 Kinder.
Das Schulgebäude ist von Holz, klein und baufällig. Um die Gründung dieser Pfarre hat der Pfarrherr Joseph Steyrer von Kalham die größten Verdienste, um die Restaurirung als Filiale der Taufkirchen'sche Vikar, Georg Sälasar 1712. Der erste Pfarrer war Jgnaz Aurelius Greuter (+ 22. Dezember 1781) ein wahrer Samaritan. Zu Prambäckenhof, 1/4 Stunde von Pöting, befand sich das Stammhaus der Herren von Prambach. (Weißbacher's Manuskripte; Pfarrschriften).
Die Pfarre Wendling besteht aus den 19 Dörfern: Dözled, Eck, Fellhof, Gassen, Guggened, Hareding, Hub, Kubing, Lehen, Märzendorf, Obernhof, Oberhögelham, Pauert, Penesed, Perndorf, Unterhögelham, Weg, Wendling und Zupfing mit 136 Häusern, 175 Wohnparteyen, 835 Einwohnern.
Wendling, ein Pfarrdorf mit 29 Häusern, 34 Wohnparteyen, 174 Einwohnern, 3/4 Meilen von Hag, Kalham, Erlach und Roid, 1/2 Meile von Pram. Wendling hat seinen Namen wahrscheinlich vom heil. Wendelin, früher hier sehr verehrt, ehe das Presbyterium gebaut, und der heil. Ulrich als jetziger Kirchenpatron auf den Hochaltar gestellt wurde.
Wendling gehörte nebst Pöting und Kalham zur Pfarre Taufkirchen. Als der Hauptsitz der Pfarre.von Tauftirchei, nach Kalham verlegt wurde, kam Wendling als eine Filiale zu Kalham.
1686 stellte der Pfarrer von Kalham einen eigenen Priester nach Wendling.
Die Kirche mit 3 Altären ist sehr alt, hat aber außer der Orgel von Joseph Gast in Wippenham nichts Merkwürdiges. Der schöne Pfarrhof wurde 1798 von dem damahligen Pfarrherrn zu Kalham, Leopold Maximilian Grafen von Firmian, dem jetzigen Fürsterzbischofe in Wien gebaut.
In dem kleinen hölzernen Schulgebaude werden 110 bis 120 Kinder unterrichtet.
Perndorf erhielt 1625, Wendling 1626 eine unglückliche Celebrität. Noch heißt ein Platz nahe bey Wendling die Wacht, weil die rebellischen Bauern hier Wache hielten; ein Weg wird noch immer der Soldatenweg genannt , weil auf diesem die kaiserlichen und baier'schen Soldaten gegen die Bauern hin- und hermarschirten; nicht weit vom Pfarrdorfe ist eine unterirdische Höhle in einem Sandfelsen.
In Zupfing, 1/2 Stunde von Wendling befindet sich eine hübsche Filialkirche zu Ehren des heil. Georg. (Pfarrschriften ).
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