1624 – 1628 die Pfarre blieb zumeist unbesetzt
Viele Pfarreien blieben wegen der Vertreibung der
evangelischen Priester und dem Mangel an katholischen Priestern über den Winter
1624/25 unbesetzt. Manche Pfarren waren sogar Jahre lang verwaist.
Der Pfarrhof in Peuerbach wurde bereits im Frühjahr 1625 mit
einem katholischen Pfarrer neu besetzt. Das Vorschlagsrecht für einen Pfarrer
oder Kaplan stand immer dem Inhaber des Patronatsrechts zu. Dies war meist der
Grundherr und/oder der Bischof. In Peuerbach war es der 4. April 1625, als
allerdings auf Anordnung des Statthalters Herbersdorf dem S. S.
Theologiekandidaten Elias Stumber, ein "frommer und gelehrter"
Priester, die Pfarre samt ihren Filialen Natternbach, Michaelnbach und St.
Thomas vom Bischof in Passau übergeben wurde. (S.S. = Sacra Scriptura = Heilige Schrift) .
Große Pfarren hatten mehrere Priester, sodass für jede Filialpfarre auch ein
Kaplan als Pfarrvikar zur Verfügung stand. In Michaelnbach gab es einige
Versuche Pfarre und Pfarrhof wieder zu besetzen und einen katholischen
Schulmeister und Mesner zu finden.
Die in den Pfarrbüchern am Mittwoch 19. (Bus- u. Bettag) und 26. November 1625
eingetragenen Hochzeiten und die beiden Taufen am 5. April (Palmsonntag) und
Mittwoch zw. Kandate und Rogate den 13. Mai 1626 fallen zweifellos in die
Amtszeit von Pfarrer Elias Stumber. Das jedoch ein Vikar von 1624 bis 1626
längere Zeit in Michaelnbach anwesend war scheint auf Grund der spärlichen
Einträge in den Pfarrmatriken als eher unwahrscheinlich. Die 4 vorhandenen
Einträge zeigen immerhin drei unterschiedliche Schriftbilder bzw. Verfasser und
die beiden Hochzeiten sprechen für einen zaghaften Versuch einen Vikar in
Michaelnbach einzusetzen.
Nach fast einem Jahrhundert protestantischer Herrschaft waren
„streng“ katholische Priester, Lehrer und Pfleger kaum zu finden. Die
Einsetzung von meist ausländischen katholischen Geistlichen und
grobschlächtigen, aber katholische Pflegern erregte nicht nur die Massen
sondern auch Statthalter Herbersdorf der von „wällischen ungelehrten Priestern“
sprach die der Reformation nicht dienlich seien. Dazu kam, dass ein Patent von
Herbersdorf ab dem 10. Oktober 1625 religiöse Zusammenkünfte und das Lesen von
Postillen (Bibeltexten) außerhalb der Kirche verbot. Wer am Sonntag nicht zur
Kirche kam war mit Geldbußen zu belegen und das Bekenntnis zum katholischen
Glauben ist durch die Osterbeichte zu bestätigen. Falls nicht – wäre das Land
zu verlasen.
Die Taufe am Palmsonntag 1626 hingegen lässt den Rückschluss zu dass ein katholischer
Geistlicher anwesend war um von den Pfarrmitgliedern das geforderte Bekenntnis
zum katholischen Glauben, durch die Osterbeichte und anschließende Kommunion am
Ostersonntag den 12.4.1626 einzuholen. Der Erfolg dürfte sich dabei in Grenzen
gehalten haben zumal erst 5 Wochen später von einem anderen Schreiber die 2.
und zugleich letzte Taufe vor dem Bürgerkrieg eingetragen wurde.
Aufgebracht wegen dieser Freiheitsberaubung und der ständigen
Erniedrigung durch die zwangsweise Katholisierung fand sich am 20. Mai 1626
eine große Zahl Aufständischer vor Peuerbach ein. Pfarrer Stumber versuchte
durch Flucht das bairische Innviertel oder Passau zu erreichen. Ob dies gelang
ist nicht bekannt, denn eine nicht bestätigte Meldung besagt anderes: Der
Pfarrer sei, nachdem er einige Bauern selbst niedergeschlagen habe, von den
Bauern erschlagen worden. Sicher ist nur dass er nie mehr zurückkehrte.
In den gleichen Zeitraum, nämlich Anfang Juni 1626, fällt die Nachricht von der
Hinrichtung des Pfarrers von Michaelnbach der auf der Flucht nach Passau in
Engelhartszell gefasst und nach Ebelsberg geführt wurde. Es bleibt Spekulation,
ob der besagte Pfarrer von Michaelnbach und Pfarrer Elias Stumber ein und
dieselbe Person waren, oder ob es sich um einen von Stumber in Michaelnbach
eingesetzten Vikar gehandelt hat.
Die Pfarre Michaelnbach blieb dann bis zum Frühling 1628
gänzlich unbesetzt.
|