Zeitungsberichte
aus Michaelnbach
im Jahre 1928
Tagblatt 16. Februar 1928
Und noch einmal das „Linzer Volksblatt“:
„Michaelnbach, 10. Jänner. (Ein Jubilar der Arbeit.) Volle 57 Jahre hat als treuer landwirtschaftlicher Arbeiter Herr Franz Eichinger, mit Unterbrechung durch seine dreijährige aktive Militärdienstzeit als Unteroffizier im 4. Dragonerregimente in Wels gedient. Eichinger hat damit einen Rekord aufgestellt und ist in unserer so wechselvollen Zeit wohl einer der wenigen, welche auf ein so langes, arbeitsreiches Leben zurückblicken können. Eine große Freude aber könnte diesem braven Veteran der ehrlichen Arbeit bereitet werden, wenn diese Zeilen an maßgebender Stelle Aufmerksamkeit fänden und dem schlichten, um die Volkswirtschaft verdienten Manne eine öffentliche Anerkennung und eine Ehrengabe zuteil würden. Das ist der Wunsch aller seiner ehemaligen Dienstherren!“
(Linzer) Tages-Post 29. Februar 1928
(Geschworenauslosung.) Für die erste Schwurgerichtssession, die am 19. März d. J. beginnt, wurden Ausgelöst als Hauptgeschworne: August Zehetmayr, Gastwirt in Michaelnbach;
Tagblatt 2. März 1928
Lebensmüde. Der verehelichte Gastwirt und Oekonom Matthäus Schatzl in Unterfurth, Gemeinde Michaelnbach, hat sich am 28. Februar auf dem Heuboden seines Anwesens erhängt.
(Linzer) Tages-Post 8. März 1928
(Pferde- und Hornviehmarkt in Riedau.) Montag, 5. d. M., fand im Markte Riedau der Pferde- und Hornviebmarkt statt, der vom schönsten Wetter begünstigt war. Der Besuch von auswärts war sehr groß. Preise wurden an nachstehende verteilt: Josef Eschlbök, Pollersbach, Michaelnbach, 1. Preis;
(Linzer) Tages-Post 13. März 1928
(Leibesfruchtabtreibung.) Von der Gendarmerie Waizenkirchen wurde eine Magd aus der Gemeinde Michaelnbach verhaftet und dem Bezirksgerichte Peuerbach eingeliefert, weil sie sich der Folgen eines Liebesverhältnisses zu entledigen wußte. In dieser Affäre ist der noch in Erinnerung stehende Friseur Julius Födisch in Linz verwickelt (der bis August 1926 hilfesuchen Frauen an die Hand ging), weil er sich gegen Zahlung von 320 s herbeiließ, der Magd die Folgen ihres Verhältnisses zu beseitigen. Gegen mehrere in die Angelegenheit ebenfalls verwickelte Personen wurde die Anzeige erstattet.
Amtliche Linzer Zeitung 16. März 1928
An die Bezirksbehörden, Gemeindemter, Gendarmeriepostenkommanden und die Herren Tierärzte. Mit Beziehung auf den h.-o. Erlaß vom 4. Febr. 1928, Z. 516/2 betreffend die Förderung der Pferdezucht (Verbot des wilden Belegens), werden nachstehend alle jene Hengste bekanntgegeben, die in der diesjährigen Deckzeit zum Belegen fremder Stuten in Oberösterreich verwendet werden dürfen.Lizenzierte Privathengste.Bezirk Grieskirchen: In Pollersbach, Gemeinde Michaelnbach: Eschlböck Josef, „Achus", I.
(Linzer) Tages-Post 31. März 1928
(Vom Klerus.) Admittiert wurden folgende Herren: Max Ruspeckhofer. Kooperator in Tragwein, als Pfarrprovisor in Michaelnbach;
(Linzer) Tages-Post 19. April 1928
(Vom Klerus.) Montag hat der Bischof investiert: Geistlichen Rat Rudolf Gimplinger, Pfarrer in Michaelnbach, auf die Pfarre Pattigham;
(Linzer) Tages-Post 4. Mai 1928
(Besuch eines Musikvereines.) Haibach. Der 29. April brachte uns liebe Gäste. Der Musikverein Michaelnbach gab in Herrn Ozlbergers Gasthof ein Konzert. Oberlehrer Ferdinand Meindl, der Dirigent des Vereines, kann auf seine Musikerschar stolz sein. In der kurzen Zeit des Bestehens — es sind erst fünf Jahre — erreichte das Können des Vereines eine beachtenswerte Höhe. Die Gäste brachten auch einen Komiker mit. Seine Couplets usw. fanden lebhaften Anklang. Leider war er stockheiser. Seine Darbietungen wurden aber von einem Teile des Publikums abgelehnt. Für die zahlreich anwesenden Kinder waren die komischen Vorträge nichts weniger als passend.
(Linzer) Tages-Post 10. Juni 1928
(Geschworenenauslosung.) Für die am 18. Juni beginnende zweite Schwurgerichtssession wurden folgende Geschworne ausgelost: Hauptgeschworene: Schatzl Johann, Bauer, Unterreitbach, Gem. Michaelnbach;
(Linzer) Tages-Post 5. Juli 1928
(Vom Klerus.) An erster Stelle wurden vorgeschlagen für die Pfarre Michaelnbach Herr Maximilian Ruspeckhofer, Pfarrprovifor in Michaelnbach,
Tagblatt 15. Juli 1928
Ein Fahrrad geschnappt. Dem Knecht Josef Kriegner aus Grub, Gemeinde Michaelnbach, wurde im Hofs des Fahrradhändlers Johann Sittenthaler in Waizenkirchen von unbekanntem Täter ein Fahrrad gestohlen. Das Rad, das weder Marke noch Nummer hat, ist ziemlich abgenützt, hat schwarzen, bereits gemufften Rahmenbau, schwarze Felgen mit grauem Mittelstreifen, aufwärts gebogene, verroste Lenkstange, ein Kettenrad ähnlich dem eines Waffenrades, Schienensattel, vorne grauen und rückwärts weißen Mantel mit schwarzem Mittelstreifen.
Amtliche Linzer Zeitung 27. Juli 1928
Ausforschungen. Nr. 231. Lehner Josef, geboren am 1. Mai 1897 in Michaelnbach, Bezirk Grieskirchen, O.-Oe., und dahin zuständig, ledig, Bauernsohn, bisher beim Erlinger in Michaelnbach Nr. 1 im Aufenthalte. Zustellung einer Strafverfügung. Aufenthalt der Bezirkshauptmannschaft Ried i. I. bekanntgeben zur Zahl III/1712/1.
(Linzer) Tages-Post 3. August 1928
(Vom Klerus.) Mittwoch den 1. August wurden vom Bischof Dr. Gföllner in der bischöflichen Hauskapelle investiert die Herren Maximilian Ruspekhofer, Pfarrprovisor in Michaelnbach, auf diese Pfarre,
(Linzer) Tages-Post 13. September 1928
(Todesfälle.) In Wels, Linzergasse 89, stab die 37jährige Hilfsarbeitersgattin Anna Peham aus Michaelnbach.
(Linzer) Tages-Post 19. September 1928
(Heimwehrversammlungen in Waizenkirchen, Prambachkirchen und Grub bei Michaelnbach.) Es wird uns berichtet: Sonntag den 16. d. M. fanden in den Orten Waizenkirchen, Prambachkirchen und Grub bei Michaelnbach sehr gut besuchte Heimwehrversammlungen statt, die überall von dem erhofften Erfolge begleitet waren. Die großen Saalräume in Mayrhubers Gasthaus in Waizenkirchen waren zu klein, um alle Eintritt Begehrenden zu der von Heimwehr-Kameraden Franz Mayr (Stieglhuber) geleiteten Heimwehrversammlung zu fassen. — Es galt, den Weg zu weisen zu einem wirtschaftlich starken und in geeinter Volksgemeinschaft erblühenden Oesterreich, Vorurteile und die von Haß und Druckerschwärze triefenden Angriffe gegen die Heimwehren zu zerstreuen, bzw. abzuwehren, die noch von der heimattreuen Volksbewegung abseits Stehenden zu überzeugen, die bereits bestehenden Ortsgruppen auszubauen und zu finanzieren, und für die am 14. Oktober in Linz geplante Tagung der Heimwehren Oberösterreichs zu werben. All dies ist vorzüglich gelungen. Standen doch hiefür die hochgeschätzten Heimwehrkameraden Landtags-Abgeordneter Franz Mayr aus Roitham und Bürgermeister Coreth auf den Rednertribünen, von wo herab sie in formvollendet aufgebauter, überzeugender und zu Herzen gehender Rede — jeder Satz ein Hammerschlag — die Zuhörer in ihrem Banne hielten. Brave Schützenhilfe leisteten den beiden Hauptrednern die Heimwehrkameraden Matthias Rennmayr, Michael Andlinger, Matthäus Mayrhuber, Oberst Kirsch, Steingruber und Hermann Augendoppler. Während der Wechselrede in der Heimwehrversammlung in Grub hatten sowohl Bürgermeister Coreth in seiner Erwiderung als auch sämtliche Versammlungsteilnehmer Gelegenheit, dem von Herrn Franz Roither ln Aussicht gestellten Antrag des Landbundes im Parlamente - „Abbau des Republikanischen Schutzbundes und der Selbstschutzverbände" —vollzuzustimmen. Aber nur dann, wenn nicht nur ersterer, sondern auch der rote Straßen-, Arbeits- und Gesinnungsterror abgebaut wird. Dieser Sonntag dokumentierte es wieder, daß unsere Heimwehren eine im besten Kern unseres Volkes fußende Bewegung sind und unbeirrt — immer stärker werdend — ihrem Hauptziele zustreben, zur treudeutschen Volksgemeinschaft!
Tagblatt 7. November 1928
Nachklänge zum Heimwehraufmarsch in Linz. Aus Michaelnbach wird uns geschrieben: Wie in den meisten Landgemeinden unseres schönen Heimatlandes haben auch in der Gemeinde Michaelnbach, Bezirk Grieskirchen, die tonangebenden Heimwehrmacher den besseren Teil der Tapferkeit gewählt und anstatt ihrer „teuren" Persönlichkeit, die Knechte und Taglöhner zum Heimwehraufmarsch nach Linz entsendet. Einer dieser Heimwehrhelden ist auch der christlichsoziale Bürgermeister von Michaelnbach, Herr Karl Hendlmair, vulgo Pöll in Weiking, der auch lieber seinen kaum 20jährigen Knecht Josef Rathwallner nachLinz „delegierte", um bei einem eventuellen Zusammenstoß mit den bösen Austromarxisten nicht seine eigene Haut zum Marke zu tragen zu müssen. Bei dieser Gelegenheit war der Herr Bürgermeister auch einmal „nobel" und hat für seinen Knecht auch die Fahrt und Verpflegsspesen bezahlt, damit ja der Massenaufmarsch dieser von hohen „Idealen" getragenen Heimatschützler recht imposant werden möge. Aber die Herren haben durch dieses Vorgehen, welches sehr knapp an Terror und Feigheit grenzt, gerade das Gegenteil von dem erreicht was sie wollten, denn die Landarbeiter haben erkannt, daß es diese Herrschaften bei einem eventuellen, von einigen Heißspornen ersehnten Bürgerkrieg ebenso praktizieren würden wie beim „glorreichen Weltkrieg", nämlich die Herrn Bauern bleiben schön zu Hause bei der Bäuerin und bei den Fleischtöpfen und die Knechte wie Häuslleut schickt man an die Front, wo sie bei schwarzen Kaffee und Dörrgemüse die „teure Heimat" verteidigen sollen. Diese Zeiten sind aber vorbei ihr Herren und wenn es euch nach einem Krieg gegen den inneren „Feind" gelüstet, dann laßt euch gefälligst selbst von den Herren Heimwehrführern „Oberst" Weißmann und „Grafen" Koreth zur Schlachtbank führen ! Den Landarbeitern gehen durch diese. „Heldenstücke" die Augen auf und sie kommen so nach und nach in die Reihen der organisierten Arbeiterschaft, um mit diesen gemeinsam für sich und ihre Familie eine bessere Zukunft mit geistigen Waffen, mit dem Stimmzettel, zu erkämpfen.
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