Zeitungsberichte
aus Michaelnbach
im Jahre 1927
Tagblatt 13. März 1927
Hausfriedensbruch. Der 19 Jahre alte Anton Sedlhofer und der 24 Jahre alte Ludwig Eichinger, beide aus Peuerbach, verübten am 10. ds. um etwa 18 Uhr einen gewaltsamen Einfall in das Haus Franz Huemers, vulgo Schönberger, in Niederwödling, Gemeinde Michaelnbach, indem sie eine Tür aufsprengten, die Familie Huemer mißhandelten und verschiedenes beschädigten. Sedlhofer und Eichinger wurden von dem zufällig in der Ortschaft patrouillierenden Gendarmeriebezirksinspektor Alois Birecker verhaftet und dem Bezirksgerichte Grieskirchen eingeliefert. Ursache des Hausfriedensbruches: Nachbarliche Differenzen.
Tagblatt 24. März 1927
Unter dem Verdachte der Veruntreuung. Der 39 Jahre alte Viehtreiber August Gimplinger aus Münzkirchen wurde am 20. ds. von einem Besitzer aus Michaelnbach beauftragt, ein Pferd nach Neumarkt-Kallham zum Umtausche gegen ein anderes zu bringen. Gimplinger fuhr auch mit Pferd und Wagen nach Neumarkt-Kallham, tauschte dort das Pferd gegen das andere um, kehrte aber mit den: Gespanne nicht wieder nach Michaelnbach zurück, sondern fuhr in entgegen entgegengesetzter Richtung gegen Riedau davon. Die Gendarmerie Riedau nahm zufolge Verständigung der Gendarmerie Neumarkt-Kallham Gimplinger Pferd und Wagen ab und lieferte ihn selbst wegen Verdachtes der Veruntreuung dem Bezirksgerichte Raab ein. Gimplinger wird sich auch noch wegen Schnellfahrens und Tierquälerei zu verantworten haben.
Tagblatt 17. Mai 1927
- Gegen das keimende Leben. Von der Gendarmerie Waizenkirchen wurde Franziska Schmied aus Peuerbach in Haft genommen und dem Bezirksgerichte Peuerbach eingeliefert. Sie hatte an einer Magd aus Michaelnbach einen verpönten Eingriff vorgenommen, der den beabsichtigten Erfolg erzielte. Die Schwester dieser Magd, die dazu angeraten hat sowie die Magd selbst, wurden zur Anzeige gebracht. Die betreffende Magd soll nach dem Eingriffe ernstlich krank geworden sein.
- Schlägerei bei einer Maibaumfeier. Dieser Tage fand in Unterfurth, Gemeinde Michaelnbach, eine Maibaumfeier statt, 15 Knechte aus der Umgebung von Michaelnbach verprügelten zwei gleichfalls an der Feier teilnehmende Bauern mit Fäusten, Stöcken, Bänken und Sesselfüßen, so daß die beiden erheblich verletzt wurden und nur durch die Flucht in ein Gastlokal weiteren Tätlichkeiten entgehen konnten. Die Knechte August Wohlschläger und Josef Bucher wurden von der Gendarmerie Waizenkirchen verhaftet und dem Bezirksgerichte Grieskirchen eingeliefert, die übrigen Uebeltäter dem gleichen Gerichte angezeigt.
(Linzer) Tages-Post 2. Juni 1927
(Lehrer Karl Soukup -†.) Am Mittwoch den 25. Mai starb, schon berichtet, der Lehrer in der Knaben-Volksschule Wels, Pfarrgasse, Karl Soukup, Leutnant d. Res. des Infanterie-Regiments Nr. 14, Besitzer der großen silbernen Tapferkeitsmedaille, des Karl-Truppenkreuzes und der Verwundetenmedaille, im 38. Lebensjahre. Viel zu früh für seine Gattin Therese, geb. Bauer und seinen Sohn Siegfrled, für die greisen Eltern, die Ihren Sohn beweinen, für die Schüler, welche in dem Verblichenen einen liebevollen Erzieher und Lehrer besaßen, endlich auch für die Kollegen, die den wahren, treuen Freund betrauern, ist er von uns geschieden. Das am 28. Mai abgehaltene Begräbnis bewies durch die zahlreiche Beteiligung, welcher Wertschätzung sich der Verstorbene erfreute. Außer den Verwandten und der Schuljugend nahmen unter Führung des Bezirksschulinspektors Molterer etwa 60 Kollegen und Kolleginnen teil, ferner Geistl. Rat Franz Tuschl und Pfarrer Gimplinger von Michaelnbach, Dr. Karl Wiesenberger als Obmann des Ortsschulrates, Hofrat Ferber, eine Abordnung des Hessenbundes und anderer Kameradschaftsverbände mit Dr. Dunzendorfer an der Spitze, sowie Angehörige der Wehrmacht und viele Freunde und Bekannte. Nach Abschiedsworten, welche Herr Inspektor Molterer und Herr Oberlehrer Heinrich Poeschl dem lieben Freunde widmeten, wurde von den Lehrern „Das treue deutsche Herz" unter Leitung des Oberlehrers Nadler in vollendeter Ausführung gesungen. Mit Recht sagte Inspektor Molterer in seiner Rede: „Er war der Besten einer!" ... I.
(Linzer) Tages-Post 29. Juli 1927 - Inserat
Stellengesuche – Bin tüchtiger Rockschneider – suche Posten. Josef Harrer Michaelnbach
(Linzer) Tages-Post 5. August 1927
(Lebensmüde.) Der 1873 in Krumbach, Gemeinde Michaelnbach im Bezirke Grieskirchen, geborene und beheimatete Landwirt Johann Leßlhumer in Krumbach hat am 2. d. M. sich im eigenen Anwesen erhängt. Da Leßlhumer in geordneten Wirtschafts- und Familienverhältnissen lebte, wird angenommen, daß er die Tat in augenblicklicher Sinnesverwirrung beging, um so mehr, als er auch nie Selbstmordabsichten geäußert hat. Leßlhumer war zur kritischen Zeit etwas angeheitert.
Tagblatt 17. November 1927
Zimmerbrand. Beim Landwirte Franz Leßlhuber in Hilpertsberg Nr. 1, Gemeinde Michaelnbach, kam am Morgen um 4 Uhr 30 Minuten infolge schadhaften Kamines im ersten Stocke ein Zimmerbrand aus, der ein die Wachau darstellendes Bild, einen Schubladekasten und drei Quadratmeter Fußboden vernichtete, so daß ein Schaderr von etwa 350 S verursacht wurde. Ein weiteres Umsichgreifen des Brandes tonnte die Feuerwehr Michaelnbach verhindern.
Tagblatt 18. Dezember 1927
Abgängig. Die 1891 in Grub, Gemeinde Michaelnbach, geborene und dahin zuständige Anna Lehner ist schon weit über ein Jahr abgängig und konnte trotz aller Ausschreibung in den Fahndungsblättern bisher nicht ermittelt werden. Man vermutet, daß sie irgendwo unangemeldet im Dienste steht oder daß ihr ein Leid zugestoßen ist. Anna Lehner ist etwa 165 Zentimeter groß, untersetzt, hat blondes, dichtes Haar, niedrige Stirne, breites Gesicht und vollständiges Gebiß. Zweckdienliche Angaben wollen der Gendarmerie Waizenkirchen zugemittelt werden.
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