Zeitungsberichte
aus Michaelnbach
im Jahre 1889
Linzer Volksblatt 6. März 1889
Grieskirchen. (Pferdemarkt.) Der für den .28. Februar angesetzte Pferdemarkt war — Dank der günstigen Witterung sehr besucht sowohl in Beziehung der von der ganzen Umgebung herbeigeeilten Bevölkerung als auch der aufgeführten Pferde. Für zweijährige Pferde erhielten Preise: 1. Preis Joh. Rathmaier, Opfezeder in Michaelnbach;
Linzer Volksblatt 14. April 1889
Waizenkirchen, 9. April (Pferdemarkt.) Bei dem heute abgehaltenen Pferdemarkt wurden nachstehende Herren für ihre Pferde mit Preisen betheilt: Für 2jährige Pferde erhielten Preise - 2. Johann Wagner, Besitzer des Hartmannsedergutes zu Schölmlahn, Gem. Michaelnbach, 8 fl.;
Neue Warte am Inn 27. April 1889
Michaelnbach, 24. April, Auf einer kleinen Urlaubsreise kam ich am Charsamstage kurz vor Beginn der Auferstehung in Michaelnbach an und benützte diese Gelegenheit, um die dortige Kirche nach vielen Jahren wieder einmal zu sehen. Wie war ich beim Eintritte in dieselbe erstaunt über die Pracht, mit welcher dieser ehrwürdige Gotteshaus gegen früher jetzt ausgestattet ist und noch mehr setzte mich die Abhaltung der Auferstehungsfeierlichkeit in Staunen, da ich noch in keiner Dorfkirche selbe so herrlich abhalten sah, wie sie im genannten Orte durch den hochw. Herrn Pfarrer M. Putz abgehalten wurde. Nachdem dieser bei dem reich mit Blumen gezierten Grabe das „Christus resurrexit" angestimmt hatte, wurde das Sanctissimum in Prozession um die Kirche herumgetragen, wobei die erst seit ein paar Jahren aus durchwegs jungen Leuten bestehende, zahlreiche Ortsmusikcapelle unter Leitung des ebenso tüchtigen als eifrigen Herrn Brandtmaier die erhebendsten Weisen mit der größten Präcision vortrug, war auf die sehr zahlreichen Theilnehmer, mit der Gemeinde-Vertretung an der Spitze, welche Wachslichter trug, einen sichtlich erhebenden Eindruck machte. Wie ich erfahren habe, ist die prachtvolle Ausstattung der Kirche und die wirklich erhebende Abhaltung der kirchlichen Feier das Werk der äußerst eifrigen und liebevollen Herrn Pfarrers, dem auch in Folge seiner Beliebtheit die Gemeinde-Vertretung, sowie die Pfarrangehörigen gerne zur Seite stehen. Nach Schluß der Auferstehung gab die Kapelle am Ortsplatze noch einige heitere Weisen den Bewohnern zum Besten.
Neue Warte am Inn 17. August 1889
(Brände.) In der Ortschaft Zwicklbruck bei Prambachkirchen brach am 10. August Vormittag im Hause Nr. 3 ein Feuer zum Ausbruch, das sowohl dieses Haus wie auch das Nachbarhaus zum „Bauer" vollkommen in Asche legte. Die Prambachkirchner Feuerspritze leistete viel bei großartiger Bedienung, weshalb allgemein der Wunsch nach einer Saugspritze rege wurde. Mit überraschender Schnelligkeit kam auch die Feuerwehr von Waizenkirchen angefahren, welche mit großer Präcision die Lösch- und Abräumungs-Arbeiten begann. Auch die Feuerwehr von Michaelnbach erschien, ohne jedoch mehr in Action treten zu können.
(Neuigkeits) Welt Blatt 11. September 1889
Gerichts-Verhandlungen. Durchs Fensterln. Am 11. v. M. 1 Uhr Nachts wollten sich die Bauernknechte Karl Bauer und Anton Panzer, dann die Bauerssöhne Alois Hanglmaier und Johann Moser, sämmtlich in der Ortschaft Mayrdoppl, Gemeinde Michaelnbach, mit der bei ihren Eltern wohnenden Näherin Maria Listberger in Oberreitbach durch das Fensterln unterhalten. Da sie ihnen aber kein Gehör schenkte, fingen Bauer und Panzer, darüber erzürnt, an zu schimpfen und recht unsittliche Reden zu führen, worauf sie die Listberger ersuchte, sie doch in Ruhe zu lassen. Aber anstatt sich zu entfernen, lärmten die Ruhestörer noch mehr, bis der Maid die Geduld ausging und selbe die Burschen mit einem Krug Wasser beschüttete. Selbstverständlich ging nun ihr Zorn darüber in Wuth über. Wiederholt zündeten sie Zündhölzchen an, mit denen sie in die Kammer hineinleuchteten. Die alte Mutter der Listberger, welche auch in derselben Kammer schlief, fürchtete, daß durch dieses Gebühren das dürre Reisig, welches neben dem Fenster aufgeschichtet war, leicht Feuer fangen könnte und fing laut zu schreien an, so daß ihr 70jähriger Gatte, der im anstoßenden Zimmer lag, aus dem Schlafe geweckt wurde. Da sich jedoch auch auf sein Geheiß die Burschen nicht entfernten, begab er sich, mit einem Stocke versehen, aus dem Hause, in der Absicht, die Stänkerer zu verjagen. Nachdem diese aber auch jetzt nicht wichen, ging Listberger auf dieselben zu und versetzte mit seinem Stocke dem ihm nächststehenden Karl Bauer einen Schlag auf die Schulter. Der Getroffene wartete aber einen zweiten Schlag nicht ab, sondern schlug dem alten Manne seinen Stock aus der Hand und brachte gleichzeitig dem Greise mehrere so wuchtige Hiebe bei, daß derselbe zurücktaumelte und nicht mehr im Stande war, sich zu wehren. Erst als die Tochter aus dem Hause eilte, ließ Bauer von dem Alten ab. Dessen Knecht kam ihr hiebei zu Hilfe, worauf die Beiden den alten Listberger in die Wohnstube brachten, um ihm seine Verletzungen, und zwar oberhalb des linken Auges, an den beiden Unterarmen, wie an einem Finger, vom Blute zu reinigen. Der ganze Vorgang dauerte zirka anderthalb Stunden. Bei der am 5. d. M. durchgeführten Hauptverhandlung vor dem Kreisgerichte in Wels wurde Karl Bauer, welcher nur allein von seinen Kameraden angeklagt wurde, zu sechs Monaten schweren Kerker verurtheilt, in welchem ihm die Gelegenheit geboten ist, ein halbes Jahr über sein Benehmen beim Fensterln nachzudenken.
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