1800—1821 Wolfgang Summer - Pfarrer von Jänner 1800 bis März
1821
Wolfgang Summer wurde 1758 im bayerischen Willersdorf - ca. 40
km nördlich von Nürnberg geboren. Er erhielt 1781 die Priesterweihe und war ab
1782 Kooperator in Zell bei Zellhof, kam 1785 nach Wendling, wirkte dort 11
Jahre lang als Kooperator und ab 1797 für ein Jahr als Provisor. Nach Wendling
besetzte er 1798 und 1799 die Stelle des Kooperators in Freistadt bevor er im
Jahre 1800 Pfarrer von Michaelnbach für fast 22 Jahre wurde. Gestorben ist
Pfarrer Summer in Michaelnbach am 5. März 1821 im Alter von 63 Jahren.
Ruhige Zeiten hatte Pfarrer Summer in Michaelnbach keineswegs.
Die napoleonischen Kriege, die französische Besatzung, anschließend die Teilung
der Pfarre durch die bayerische Grenze, Inflation und Staatsbankrott sowie ein
Pfarrhof der bereits seit einem Jahrhundert baufällig war.
Die erste Herausforderung der er sich stellte war der der
Neubau des Pfarrhofs. Obwohl Pfarrer Frosch bereits 100 Jahre zuvor schrieb
dass sein Pfarrhof so übel heimgesucht und geplündert wurde, dass selbst das
morsche und baufällige Gebäude dabei Schaden litt konnte sich keiner der 9
Pfarrer im 18. Jhd. zu irgendwelchen Bautätigkeiten überwinden. Der desolate
Pfarrhof wurde höchstens notdürftig repariert. Pfarrer Summer entschloss sich
kurzerhand zum Neubau des gesamten, bis heute erhalten gebliebenen Pfarrhofes.
Er bekam dazu seitens der Diözese eine Zuwendung von, seiner Meinung nach
‘nur‘, 808 Gulden und 42 Kreuzer. Vergleichsweise bekamen Knechte und Mägde
neben freier Kost und Quartier im Jahr zusätzlich 50 Gulden ausbezahlt, ein
General jedoch 800 Gulden im Jahr.
Die zweite Herausforderung im ersten Jahr seines Wirkens
vermerkte Pfarrer Summer im Pfarrurbar mit den Worten „Anno 1800 sind die
Franzosen in das Land eingefallen“. Eine Bestätigung dafür findet sich auch im
Sterbebuch wo die Ermordung des Peter Schmidtsberger am 12. März 1801 durch
einen Franzosen dokumentiert ist. Die dazu beim Kreisamt Hausruckviertel
eingereichte Bitte der Pfarrgemeinde Michaelnbach um Schonung des französischen
Soldaten wegen des verübten Mordes stammte wahrscheinlich von Pfarrer Summer
der weiteren Schwierigkeiten mit den französischen Besatzer vorbeugen wollte.
Pfarrer Summer schrieb nicht nur im Pfarrurbar, dass die
Franzosen 1800 in das Land eingefallen sind sondern auch dass er den 29.
Oktober französisches Quartier bekam, welches ihm durch mehr als 3 Monate über
100 Gulden Unkosten machte. Da der Einfall der Franzosen jedoch erst am 18. Dezember
1800 erfolgte und die Besetzung des Hausruckkreises bis Ende März 1801 dauerte
kann sich diese von Pfarrer Summer geschilderte Begebenheit nur im Jahre 1805,
also 5 Jahre später, ereignet haben.
Am 28. Oktober 1805 fielen nämlich die Franzosen das zweite
Mal in den Hausruckkreis ein und verblieben bis 6. März 1806. Die von Pfarrer
Summer allesamt dokumentierten Ereignisse passen in diese Zeit wenn sie wie
folgt in Reihe gestellt werden.
·
„Dieses Jahr sind die Franzosen wieder mit 240.000 Mann in das
Land eingefallen und haben viel Unglück und Elend gestiftet.
·
Den 29. Oktobris bekam ich französisches Quartier,
welches mir durch mehr als 3 Monate viel Unkösten machte. Es hat mich über 100
Gulden (100 fl.) gekostet.
·
Den 2. November kamen 4 berittene Artilleristen, plünderten alles
Geld – auch die Bancozettel (unverzinste Anleihe = Papiergeld) von mir wurden
abgefordert..
·
Ebenfalls den 2. November wurden vom Pfarrhof zwei Pferde
requiriert (konfisziert). Den zwei Soldaten, die sie wegholten, musste ich noch
25 Gulden geben
·
Im Februar 1806 kam französisches Stand Quartier. Hierher kamen
Dragoner Regimenter. Das Volk und die Geistlichen mussten viel erdulden, denn
die Soldaten mussten samt ihren Pferden verpflegt werden. Ich hatte durch 3
Tage 3 Offiziere und 4 Pferde
·
Alsdann kam ein General von 24. Dragoner Regiment ins Quartier in
den Pfarrhof und blieb 6 Tage. Dieser war ein recht grober Mann.
·
Am 24. kam ein Dragoner PLICHON vom 3. Dragoner Regiment mit 1
Domestiken (Diener) und 3 Pferden. PLICHON war 3 Wochen in Quartier bei mir im
Pfarrhof. Hielt in den ganzen Wochen gute Disziplin und war in der Tat ein
Wohlgesinnter für meine Gemeinde, wie ein Freund in meinem Hause und bezahlte
jeden mit einem Kronenthaler.
Der dritte Koalitionskrieg brachte abermals französische
Soldaten in unsere Gegend. Im April 1809 griffen österreichische Truppen das
mit den Franzosen verbündete Bayern an, wurden geschlagen und zogen sich über
Peuerbach zurück. Ihnen hinterher trafen am 1. Mai 1809 Franzosen auf ihrem
Vormarsch nach Wien in Peuerbach ein. Die als Besatzung verbliebenen Franzosen
machten bis zum Rückzug ihrer Kampftruppen im Herbst 1809 den Leuten in der
Umgebung Peuerbachs abermals das Leben schwer. Österreich kapitulierte und
musste das Inn- und Teile des Hausruckviertel, laut Friedensvertrag vom 14.
Oktober 1809, an Napoleon abtreten. Die Franzosen legten die neue Grenze fest,
organisierten die Verwaltung der eroberten Gebiete, übergaben aber ab 10.
September1810 alles dem bayerischen König Maximilian Joseph I.
Die neue Grenze teilte die Pfarre Michaelnbach in einen
bayerischen und einen österreichischen Teil, wobei die Ortschaften Grub,
Hilpetsberg, Ramesedt, Armau, Stockedt, Gaißedt, Minithal, Schmidgraben,
Unterfurth und Haus in Österreich verbliebenen und von der Pfarre St. Thomas
betreut wurden.
Im Taufbuch der Pfarre Michaelnbach enden die Einträge der
abgetrennten Ortschaften aber nicht 1809, sondern erst ab Mitte des Jahres 1811
und sie beginnen wieder um die Mitte des Jahres 1821. Aus dieser Zeit sollten alle
Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle in den Büchern von St. Thomas zu finden
sein. Tatsache ist jedoch, dass von den Trauungen und Sterbefällen dieser
Ortschaften kaum Aufzeichnungen in St. Thomas existieren, hingegen bei den
Taufen die Aufzeichnungen halbwegs komplett erscheinen. Parallel dazu sind aber
auch in Michaelnbach Taufen eingetragen die eigentlich von St. Thomas besorgt
werden sollten. Die Überlieferung, wonach Michaelnbacher ihre Kinder in St.
Thomas taufen ließen um Österreicher zu sein und nicht Bayer, bestätigt sich in
keinem einzigen Fall.
Das offizielle Ende der in der Bayernzeit getrennten Pfarre Michaelnbach wurde im
Sterbebuch dokumentiert.
Vermög
allerhöchster Entschließung seiner Majestät werden vom 1. November 821 die vor
dem Jahre 809 bestandenen Gränzen dieser fast 12 Jahre geteilten Pfarr wieder
beobrichtet
Die Amtszeit Pfarrer Summers war nicht nur von unerfreulichen
Geschehnissen geprägt. Sein Tatendrang, seine Kompetenz und
die Tatsache gebürtiger Bayer zu sein machten ihn zum geeignetsten Kandidaten
für den neuen Schulinspektor des Landgerichtes Grieskirchen. Den Berichten über
all seine Aktivitäten ist zu entnehmen, dass er sich als Bayer heimisch gefühlt
hatte.
Auszug aus
„Königlich baierisches Salzach-Kreis-Blatt für das Jahr 1811“ - vom 6. November
1811
Die
allerhöchste Ernennung der königlichen Distrikts-Schul-Inspektoren im
Salzachkreise vom 28. Oktober 1811. Im Namen seiner Majestät des Königs. -
Seine königliche Majestät haben im Salzachkreise folgende
Distrikts-Schul-Inspektoren allergnädigst ernannt: . . . . Für das
Landgericht Grieskirchen den Pfarrer Summer zu Michaelnbach.
Der
baierische Schulfreund : eine Zeitschrift ; 4. 1812
Als
Abbonenten und Unterstützer dieser Zeitschrift werden genannt:
Herr Wolfgang
Summer K. Distrikts-Schulinspektor und Pfarrer zu Michaelnbach.
Franz
Jakob Lanz Schullehrer daselbst.
Nachrichten
von dem deutschen Schulwesen im Königreiche Baiern, Band 11 - 1813
Im
Landgerichte Grieskirchen:
Der Distrikts
Schulinfpektor und Pfarrer Wolfgang Summer zu Michaelnbach verwendet jährlich
eine Summe auf Schulgeschenke.
Königlich
baierisches Salzach-Kreis-Blatt : für das Jahr 1814 - vom 28. März 1814
Verzeichnis
patriotischer Rüstungsbeiträge:
Pfarrer Summer
zu Michaelnbach 5 Gulden 15 Ellen
Leinwand
Gemeinde Michaelnbach 25 Gulden 27 Kreuzer 46
½ Ellen Leinwand
5
Pfund Charpie
7
Hemden
Charpie =Wundverbandmaterial aus zerzupfter Leinenwand 1
Paar Socken
Ab Mitte 1811 betreute Pfarrer Summer die Pfarre im
Alleingang. 1817 bekam der zwischenzeitlich 59 Lebensjahre zählende Pfarrer
Summer für die erste Jahreshälfte 1817 Johan Baptist Langenmeyer und für die
zweite Jahreshälfte Johann Hendl vom regulierten. Chorherrnstiftes Reichersberg
den Priesternoviz als Kooperator beigestellt
Die Kooperatoren in der Zeit von Pfarrer Summer.
1800
– 1811 Christian Felix Payrhuber von Hueb Kooperator
von Jänner 1800 bis März 1811
Er wurde am 14. Mai 1761 als Sohn von Adam und Maria
Elisabetha Payrhuber von Hueb Gastwirt in Gmunden geboren. Nach seiner
Priesterweihe im Jahre 1787 war er bis 1788 als Kooperator in Traunkirchen
tätig. Seine nächsten Stationen waren von 1788 bis 1792 Atzbach, von 1792 bis
1796 Schwanenstadt, ab 1796 für 2 Jahre Sierning, 1798 als Aushilfe in Ternberg
und Hartkirchen und letztlich 1799 als Hilfspriester in Taufkirchen. Kurz nach
dem Amtsantritt Pfarrer Summers in Michaelnbach Anfang des Jahres 1800 begann
auch Felix Payrhuber hier als Kooperator tätig zu werden und verblieb bis zur
Halbierung der Pfarre durch die bayerische Grenzziehung im Jahre 1811.
Payrhuber wurde 1811 Schlosskaplan in Puchheim, taucht 1814 im Taufbuch von
Attnang auf und verstarb am 18. Jänner 1816 im Alter von 55 Jahren.
1817
Johan Baptist Langenmeyer Kooperator
von Jänner bis April 1817
Er ist nur in den ersten 4 Monaten des Jahres 1817 in den
Büchern von Michaelnbach anzutreffen. In Österreich ist Langenmeyer sonst
nirgendwo zu finden, und ob der im bayerischen Raum in mehreren Pfarren tätige
gewesene Pfarrer Johann Baptist Langenmeyer, der zuletzt 1840 als pensionierter
Pfarrer in München aufscheint, ident ist bedürfte einer genaueren Überprüfung.
1817
Johann Joseph von Hendl Kooperator im Sommer 1817
Er stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Hendl-Kastebell
und wurde 1785 auf Schloss Kastelbell im Vinschgau in Südtirol geboren. Er ist
1809 als Priesternoviz des regulierten Chorherrnstiftes Reichersberg geweiht
worden und begann seine Seelsorge als Kooperator und kurzzeitig als Provisor in
Engelszell. 1812 wechselte er als Kooperator nach Waizenkirchen, 1816 als
Provisor nach Suben und im Sommer 1817 für ein paar Monate nach Michaelnbach.
Hendl verstarb als Novize im Stift Reichersberg ein Jahr später im Alter von
nur 33 Jahren am 10. Juni 1818.
1817
– 1818 Benedict Hospodsky Kooperator von Dezember 1817 bis Dezember
1818/
Er wurde als Sohn des Stiftsverwalters von Stift Mattsee
Johann Georg Hospodsky und dessen Frau Theresia, geb. Reiff in Mattsee im Jahre
1793 geboren. Hospodsky begann 1804 mit dem Studium, wurde 1813 zum Priester
geweiht, trat 1817 in die Diözese Linz ein und wurde im Dezember Kooperator in
Michaelnbach. Seine Kooperatorentätigkeit führte ihn 1818 nach Pabneukirchen,
1819 als Provisor nach Pergkirchen, 1822 Provisor in Mönchdorf, 1823 nach
Altheim und letztendlich 1824 nach Goisern. Hospodsky wurde 1826 Chorvicar und
Vorsteher der ständischen Kirche, 1827 Provisor in St. Magdalena und 1830
Sacristei- Director und Dom-Vikar zu Linz. Als Pfarrer wirkte er 1833 in
Pergkirchen und von 1848 bis 1858 in Taufkirchen an der Pram. Gestorben ist
Hospodsky als Jubelpriester der Diözese Linz und resignierter Pfarrer von
Taufkirchen am 3. Sept. 1876 in Enns im Alter von 83 Jahren.
Festschrift. zur 1200-Jahr-Feier des Stiftes
Mattsee – 1977.
Über die
Musikgeschichte des Hauses ist bekannt dass ein Mitglied der verbreiteten
Musikerfamilie Hospodsky (der Münchener Hofmusiker Georg H. und der in Mattsee.
geborene Geistliche Benedikt Hospodsky [1793–1876]) hier tätig gewesen sein
sollen.
Der etwas
ältere Bruder, Johann Georg Hospodsky Geiger, Komponist Wirkorte: Salzburg,
Stuttgart, München Verleihung des Indeginats (Heimatrechts) an den Hofmusikus
Georg Hospodsky (zuvor in württembergischen Diensten) durch den bayerischen
König. Das Münchener Tagblatt vom 15. August 1845 berichtet dass Johann Georg
Hospodsky 56-jährig in München verstarb.
1818
– 1822 Johann Georg Wolfgang Kooperator
ab Dezember 1818, Provisor ab März 1821
Er wurde 1803 zum Priester geweiht, begann als Kooperator in
Helfenberg und wurde dort Ende des Jahres 1804 Pfarrvikar in der Expositur St.
Stephan am Walde bis 1807. Franz Josef Madlmayr zitiert in seiner Abhandlung
über St. Stephan den Brief der Pfarre an den Bischof
1804:
Der Pfarrer von Helfenberg bittet den Bischof um die Einstellung eines neuen
Expositen für St. Stefan und beschreibt die Voraussetzungen für diesen wie
folgt:
„Ist St.
Stefan nicht minder wie Helfenberg eine sehr beschwerliche Gebirksgegend, wo
nur ein solcher der dortigen beschwerlichen Seelsorge vorstehen kann, der von
einem gesunden kraftvollen und starken Körperbau ist.“
1807 wurde Wolfgang in Gschwandt bei Gmunden als Pfarrer
investiert, wechselte jedoch 1816 als Hilfspriester nach Hartkirchen und 1818
nach Pabneukirchen. Ende 1818 kam Georg Wolfgang als Kooperator nach
Michaelnbach und leitete nach dem Ableben Pfarrer Summers im Jahr 1821 als
Provisor die Pfarre bis Franz Xaver Schmid seine Arbeit aufnahm. 1822 wechselt
er von Michaelnbach nach Naarn, war dort 4 Jahre lang Kooperator und verstarb
am 4. Juni 1828 im Alter von 51 Jahren
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