Zeitungsberichte
aus Michaelnbach
im Jahre 1925
(Linzer) Tages-Post 9. Januar 1925
- (Bevorstehende Eröffnung des Ranna-Kraftwerkes.) Der Frühling wird die Eröffnung eines bedeutenden Kraftwerkes in Oberösterreich bringen: des Ranna-Werkes an der oberen Dcnau. Die Wasser der Ranna werden durch einen 314 Kilometer langen Stollen dem Kraftwerk zugeführt. Die Staumauer mit zwei Schleusentoren, die dem Wasser den alten Weg versperren wird, steht schon vollendet. Auch der Stollen ist schon geschlagen. Es handelt sich im wesentlichen nur noch um Auskleidungsarbeiten. Die Druckrohrleitung ist ebenfalls schon fertig. Die Maschinen sind an Ort und Stelle und der Unterwasserkanal ist fertiggestellt. So besteht begründete Aussicht, daß die Firma Stern & Hafferl mit diesem ihrem Werk von 8000 Pferdekräften im Mai oder Juni ihrem weitverzweigten Netze eine fühlbare Entlastung wird verschaffen können.
- Auch der Bau der Starkstromleitung ist im besten Gange. Die Leitung wird vom Krafthaus aus über die Donau und durch die Gebiete von Neukirchen a. W. Natternbach, Peuerbach, Michaelnbach, Grieskirchen geführt werden. In Gunskirchen soll sie Anschluß an das bisher bestehende Stromnetz der Gesellschaft finden.
(Linzer) Tages-Post 28. März 1925
(Verfahren zur Todeserklärung.) Alois Lindmayr geboren 20. November 1874 in Aichet bei Grub. Gemeinde Michaelnbach. Bezirk Grieskirchen, dahin zuständig, ehelicher Sohn des Franz Lindmayr und der Elisabeth, geboren- Schörgenhummer Bauerssohn in Aichet, rückte am 3. September 1914 zum 97. Landsturmbataillon ein. schrieb zuletzt im Herbst 1914 aus Budapest und soll auf dem russischen Kriegsschauplatze am 29. Dezember 1914 gefallen sein.
(Linzer) Tages-Post 2. April 1925
(Lehrerabschied) Michaelnbach. Herr Karl Souckop hat am Samstag samt seiner Familie Michaelnbach verlassen, um seinen neuen Posten an der Volksschule in Wels anzutreten. Die beiden sehr gut besuchten Abschiedsfeiern in Grub und Michaelnbach zeigten von der großen Wertschätzung welche sich Herr Souckop während seiner sechsjährigen Tätigkeit erworben hat.
Tagblatt 28. Mai 1925
Ein Brand-Brief. Am 18. ds. wurde bei der Stalltüre des Bauern Anton Schatzl vulgo Schmied in Schölmlahn, Gemeinde Michaelnbach, ein Zettel mit der Aufschrift gefunden: „Das Haus steht nicht mehr lange!" Der Besitzer des fast zur Gänze aus Holz erbauten Hauses wurde dadurch begreiflicherweise in große Unruhe versetzt, zumal nachts zuvor das Anwesen seines Schwagers, vulgo Michlmayr in Oberweidling. niedergebrannt war. Den unermüdlich fortgesetzten Erhebungen der Gendarmerie Waizenkirchen ist es zu danken, daß der Leger dieses Brandbriefes in der Person des bei Schatzl selbst bediensteten Stallbuben Karl Mayrhuber ermittelt werden konnte, der nicht nur besagten Zettel geschrieben, sondern ihn in raffiniertester Weise dem Dienstgeber in die Hände zu spielen wußte.
(Linzer) Tages-Post 9. Juni 1925
(Wer ist der Taubstumme?) Von der Gendarmerie Waizenkirchen wurde am 2. d. M. ein taubstummer, etwa 40jähriger Mann aufgegriffen und der Gemeinde Michaelnbach übergeben. Er ist 157 Zentimeter groß, hat lichtbraunes, kurz geschnittenes Haar (Stirnglatze), lichtblonden, englisch gestutzten Schnurrbart, wettergebräuntes, mageres Gesicht, zurückweichende Stirne, hellbraune Augen und vorgeneigten, schwerfälligen Gang. Am Ober- und Unterkiefer fehlen ihm die Schneidezähne. Er trug schwarzen Hut. grauen Rock und solche Weste, graugestreifte Hose und ärarische Schuhe.
(Linzer) Tages-Post 3. Juli 1925
(Vom Klerus.) Der Bischof hat Herrn Karl Haberl zum Kooperator in Michaelnbach ernannt;
(Linzer) Tages-Post 4. Juli 1925
(Vom Klerus.) Versetzt wurden die Herren: Josef Gann als Kooperator von Michaelnbach nach Oberkappel;
Tagblatt 20. August 1925
Betrug? Ein angeblicher Karl Turek, Schneider von Beruf, der sich auch den Namen „Dorek" oder „Löb Johann" beilegt, sich aber auch Witzernik, Kiterick, Witereck, Witterich, Witernik, Penzenstadler Andreas und Mayer nennt, und in dessen Begleitung eine Frauensperson sich befindet, die Rosa Humer heißen soll, hat am 14. August nachmittags dem Söldner Johann Plöckinger in Feldkirchen ein Waffenrad Nr. 308.-320 und der Söldnerstochter Elisabeth Untersberger in Bergheim, wo sie zweimal nächtigten, 15 S herausgelockt. Der angebliche Turek, der 1882 in Laakirchen geboren und nach Altklitschau im Bezirke Taus in der Tschechoslowakei zuständig ist, sowohl wie die 1900 in Gstöttenau im Bezirke Eferding geborene und nach Michaelnbach im Bezirke Grieskirchen zuständige Rosa Humer, die sich auch Anna Löb, Witzernik und Kiterick nennt, werden schon seit einiger Zeit verschiedener Eigentumsdelikte wegen gesucht. In Feldkirchen gab sich der angebliche Turek als Johann Frischauf aus und die Humer legte sich den Taufnamen Gisella bei.
(Linzer) Tages-Post 21. Oktober 1925
(Ein Rohling.) Der im Gemeindehause in Tollet wohnhafte 1877 in Pötting geborene und in Tollet im Bezirke Grieskirchen zuständige Johann Mauernböck, ein äußerst roher und streitsüchtiger Mann, bildet auch für seine Nachbarn eine wahre Plage so daß er von diesen allgemein wegen Gewalttätigkeit gefürchtet wird. Er wurde am 15. d. M. vom Bezirksgerichte in Grieskirchen wieder einmal wegen Ehrenbeleidigung mit fünf Tagen Arrest bestraft, ein Umstand, der ihm Grund genug war, noch am gleichen Tage verschiedentliche Gewalttätigkeiten zu verüben. Auf dem Heimwege vom Bezirksgerichte bis Winkeln begegnete ihm in der Ortschaft Kroißbach bei Grieskirchen der etwa 70 Jahre alte Hausbesitzer und Pensionist Josef Hattinger aus Haid bei Michaelnbach. Mauernböck packte den Greis ohne jeglichen Grund und warf ihn zu Boden, stürzte sich dann auf ihn und schlug drauflos. Erst fünf des Weges kommende Männer konnte den bedauernswerten alten Mann den Händen des Rohlings entreißen. Bemerkenswert ist, daß Hattinger den Mauernböck nicht einmal kennt und ihm niemals auch nur das geringste Leid angetan hat. Der in Kroißbach ansässige Landwirt Lindinger, vulgo Reicherl, wollte Hattinger zu Hilfe kommen, doch im selben Augenblicke stürzte sich Mauernböck auch schon mit erhobenem Stocke auf Lindinger und wollte diesen gleichfalls ähnlich wie den alten Hattinger mit dem Stocke bearbeiten. Erst nach längerer Zeit gelang es Lindinger, Mauernböck zu uberwältigen und Hattinger zu schützen. Hattinger erlitt dank dem Einschreiten beherzter Männer nur leichte Verletzungen. Auf den Vizebürgermeister der Gemeinde Tollet Johann Zauner in Oberwödling, vulgo Steinroider, ist Mauernböck besonders böse. Der Zufall wollte es. daß Zauner gleich nach der Mißhandlung Hattingers mit einem Ochsengespann Mauernböck bei dem Wasserpumpwerke des Schlosses Tollet begegnete. Kaum seiner ansichtig geworden, stürzte sich Mauernböck auch schon auf Zauner, ihn anschreiend: „Heute kommst mir gerade noch recht. Heute werde ich mit dir gehörig abrechnen!" Zauner konnte sich nur mit Mühe von Mißhandlungen durch Mauernböck schützen, der mit Steinen auf ihn losschlagen wollte. Es stand selbst zu befürchten, daß der Rabiate auch die Zugtiere verletzten könnte. Schließlich eilte der zufällig des Weges kommende Fleischhauer Josef Hiegelsberger mit seinem Gehilfen und der in Winkeln ansässige Bauer Franz Fischer Zauner zu Hilfe. Mauernböck wurde noch am gleichen Tage vom Rayonsinspektor Peter Rebhandl und Patrouillenleiter Franz Helletsgruber von Grieskirchen verhaftet und dem Bezirksgerichte daselbst eingeliefert. Während der Eskortierung stieß und schlug der Verhaftete mit Händen und Füßen gegen die beiden Gendarmeriebeamten und beschimpfte sie ihn der gemeinsten Art.
Tagblatt 11. November 1925
Ein Fuhrwerk vom Zuge erfaßt. Glücklich abgelaufen. Am 9. ds. um etwa 18 Uhr 30 Minuten wurde auf der Bahnstrecke Neumarkt—Grieskirchen bei Kilometer 28, Ortschaft Haslau, im Gemeindegebiete Taufkirchen, ein vom Besitzer Mathias Broder, vulgo Zaunschmied in Schmiedtgraben, Gemeinde Michaelnbach, gelenktes Fuhrwerk vom Personenzuge 726 erfaßt, wobei der Leiterwagen und ein darauf befindliches Fahrrad zertrümmert wurden. Der Fuhrmann und der mitfahrende Franz Wimmer aus Kaltenbach, Gemeinde Pollham im Bezirke Grieskirchen, sowie das Pferd blieben unverletzt. Broder und Wimmer, die beide betrunken waren, haben, da der Bahnschranken der Uebersetz bereits geschlossen war, mit ihrem Gefährte neben dem Schranken das Bahngeleise übersetzen wollen, wobei der Wagen von dem im selben Augenblicke heranfahrenden Personenzug rückwärts erfaßt und zertrümmert wurde. Broder wird sich ob seines Vorgehens noch bei Gericht zu verantworten haben. — Zu diesem Vorfalle meldet die Bundesbahndirektion: Am 9. ds. wurde von dem um 18 Uhr 22 Minuten in Neumarkt-Kallham eintreffenden Zug 726 in Kilometer 28 der Strecke Grieskirchen—Neumarkt-Kallham auf der dort befindlichen abgeschrankten Wegübersetzung ein einspänniges Fuhrwerk, das trotz der bereits geschlossenen Schlagbäume auf den Bahnkörper gelangt war, überfahren. Der Besitzer und Lenker des Fuhrwerkes. Matthias Broder, vulgo Zaunschmiedt in Schmiedtgraben 13. Gemeinde Michaelnbach im Bezirke Grieskirchen, Abschürfungen. Der mitfahrende Holzarbeiter Ignaz Wimmer aus Kaltenbach 2, Gemeinde Pollham blieb gleich dem Pferde unverletzt. Der Wagen wurde stark beschädigt.
Tagblatt 19. November 1925
Fernsprech- und Telegraphenbetrieb in Michaclubach. Am 18. November wurde beim Postamte in Michaelnbach, polit. Bezirk Eferding, der Fernsprech- und Telegraphenbetrieb eingeführt und eine öffentliche Sprechstelle dem Verkehre übergeben.
(Linzer) Tages-Post 24. November 1925
Das internationale Verbrecherpaar Turek und Humer des Mordes überwiesen. Am 12. Juni l. I. wurden den Inwohners-Eheleuten Peham in Gfehret, Gemeinde Krenglbach, 20 Kilogramm Selchfleisch entwendet. Durch die Erhebungen der Gendarmerie in Puchberg bei Wels lenkte sich der Verdacht auf einen gewissen Bertlein und dessen angebliche Gattin Katharina. Am Abend des 31. Mai 1923 kam das flüchtige Paar zum Söldner Matthias Baumgartnerin Müllerberg, Gemeinde Picht bei Wels, und hielt um Nachtquartier an, das ihnen auch mit Rücksicht auf die hochschwangere Katharina Bertlein gewährt wurde. In dieser Nacht hat die angebliche Gattin Bertleins entbunden. Das Kind wurde in der Pfarrkirche in Wallern getauft, wo sich Franz Bertlein mit einem auf diesen Namen lautenden Trauungsschein legitimierte. Am 4. Juni 1923 verließen die beiden wieder die Herberge bei Baumgartner. Durch, die Tagespresse gelangte der Gendarmerie in Puchberg zur Kenntnis, daß am 12. September in Linz von der Polizei ein Mann verhaftet wurde, der sich eine Anzahl Namen beigelegt und sich unter anderem auch Franz Bertlein genannt hatte, richtig aber Karl Turek heiße, von Beruf Schneidergehilfe, 1882 in Laakirchen in Oberösterreich geboren und nach Alt-Klitschau in der Tschecho-Slowakei zuständig sei. Seine angebliche Gattin und Begleiterin sei mit der 1900 in Gtöttenau im Bezirke Eferding geborenen und nach Michaelnbach im Bezirke Grieskirchen zuständigen Rosa Humer ident. Die Gendarmerieerhebungen haben den Verdacht, daß Karl Turek und Rosa Humer, die dem Kreisgerichte Wels überstellt wurden, bestätigt, daß sie das Kind tatsächlich, und zwar schon am 4. Juni 1923 in einem Walde im Gemeindegebiete Krenglbach ermordet und auch begraben haben. Das Paar legte ein Geständnis ab. Rosa Humer hatte ihrem Kinde den Finger solange in den Mund gesteckt, bis das kleine Würmchen schließlich erstickte. Turek hat dann das Kind verscharrt. Auch den Selchfleischdiebstahl bei Peham hat das Verbrecherpoar eingestanden.
Tagblatt 3. Dezember 1925
Lehrerernennungen. In der Sitzung der oberösterreichischen Landesregierung vom 30. November 1925 wurden ernannt: die prov. Lehrerin Käthe Czischek in Michaelnbach zur Lehrerin in Lausa;
(Linzer) Tages-Post 4. Dezember 1925
(Vom Klerus.) Kooperator Paul Scheurecker von Gallneukirchen kommt als Kooperator nach Michaelnbach. Kooperator Karl Haberl von Michaelnbach kommt nach Gallneukirchen.
(Linzer) Tages-Post 22. Dezember 1925
(Lebensmüde?) Die beim Landwirte Alois Reinthaler, vulgo Pulsamer in Schickened, Gemeinde Michaelnbach. bedienstete 13 Jahre alte Magd Maria Thanner geriet dieser Tage mit den Mitdienstboten in einen kleinen Wortwechsel, weil diese ihrem Dienstgeber zustimmten, der Maria Thanner eine Rüge erteilt hatte, weil sie am Vorabend ein umherreisendes Paar beherbergt hatte, das ihr bekannt war. Unmittelbar nach diesem unscheinbaren Wortwechsel nahm das Mädchen ein stumpfes kleines Messer und ein Fläschchen Maschinenöl sowie einen Topf mit Wasser und verkroch sich am Futterboden ins Stroh. Maria Thanner gab das Oel in das Wasser und trank es aus. Auch versuchte sie sich mit dem Messer die Pulsadern an beiden Handgelenken zu öffnen, konnte sich jedoch mit dem stumpfen Messer nur Hautverletzungen zufügen. Das Mädchen erklärte ihrem Dienstgeber, der Nachschau hielt, daß es überhaupt nicht vom Dachboden gehen, sondern im Stroh liegen bleiben werde. Erst zwei aus Grieskirchen herbeigerufene Gendarmen brachten Maria Thanner in ihre Kammer, legten ihr einen Notverband an und führten sie ärztlicher Behandlung zu. Allem Anscheine war es dem Mädchen mit dem Selbstmorde nicht ernst.
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